Russland fahndet nach der belarussischen Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja. Wie das Innenministerium in Moskau am Mittwoch erklärte, steht die 38-Jährige auf der Fahndungsliste des Landes, weil gegen sie eine Strafanzeige vorliegt. Oppositionskandidatin Tichanowskaja war kurz nach der Wahl in Belarus ins Exil nach Litauen geflohen.
Sie werde „wegen einer strafrechtlichen Anklage gesucht“, erklärte das Innenministerium auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP. Die Nachrichtenagentur Ria Nowosti präzisierte, dass nach Tichanowskaja in Belarus wegen des „Aufrufs zu Handlungen, die die nationale Sicherheit untergraben“, gefahndet werde – das kann dort mit drei bis fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. Durch bestehende Verträge zwischen Moskau und Minsk setzte auch Russland Tichanowskaja auf seine Fahndungsliste.
In Belarus dauern die Proteste seit der umstrittenen Präsidentschaftswahl vom 9. August an. Angesichts des brutalen Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen Regierungskritiker war Tichanowskaja direkt nach der Wahl ins EU-Land Litauen geflohen.
Nach Angaben der Opposition gewann die Politikerin die Abstimmung gegen den seit 26 Jahren herrschenden Staatschef Alexander Lukaschenko. Die EU erkennt den von den belarussischen Behörden proklamierten Wahlsieg Lukaschenkos nicht an. Russland sagte dem Machthaber hingegen seine volle Unterstützung zu.
Wegen der anhaltenden Spannungen mit Belarus kündigten die EU-Länder Estland und Lettland am Mittwoch die Abberufung ihrer Botschafter aus dem Land an. Zuvor hatten bereits Polen und Litauen einen ähnlichen Schritt vollzogen.