Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum ersten Jahrestag des Anschlags auf die Synagoge in Halle alle Bürger zu aktivem Einsatz gegen Antisemitismus und Rassismus aufgefordert. „Wir müssen uns einmischen – in der U-Bahn, im Café, auf dem Schulhof, auf der Straße, im Netz“, sagte er am Freitag bei der zentralen Gedenkveranstaltung in Halle laut Redetext. Antisemitismus sei dabei auch „ein Seismograf für den Zustand unserer Demokratie“.
„Je offener er sich äußert, desto stärker sind unsere Werte, sind Toleranz und die Achtung der Menschenwürde angefochten“, betonte Steinmeier in der Ulrichskirche in der Saalestadt. Antisemitismus und Rechtsextremismus reichten dabei weit hinein in Gesellschaft und deutsche Nachkriegsgeschichte. „Die Liste der antisemitischen Übergriffe seit 1945 ist lang – es ist eine Liste der Schande.“
Der Bundespräsident bezeichnete den Anschlag vom 9. Oktober 2019 als „Alptraum“, der sich auch ihm persönlich „tief ins Gedächtnis eingegraben“ habe. „Ein Jahr ist vergangen, aber der Schmerz, das Entsetzen, sie sind nicht gewichen“, sagte er. Er empfinde nicht nur „tiefe Trauer“, sondern „Scham und Zorn“. Das gelte mit Blick auf die Tat in Halle wie das allgegenwärtige Anschwellen des Antisemitismus. Alle müssten diese Entwicklung „aktiv bekämpfen“.