Der 2002 selbst als Kanzlerkandidat gescheiterte CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber traut dem CSU-Vorsitzenden Markus Söder die Kanzlerschaft zu. „Ja, ohne Zweifel – er hat die Kraft, er hat die Kompetenz“, sagte Stoiber in einem Interview für die am Donnerstag erschienene Biografie „Markus Söder – Der Schattenkanzler“. Stoiber sagte, dass Söder als Kandidat gehandelt werde, sei „auch eine Anerkennung für sein starkes, besonnenes Auftreten in der Corona-Krise“.
Noch im Mai hatte Stoiber gegenüber dem „Spiegel“ Söder von einer Kanzlerkandidatur abgeraten. Stoiber gab sich nun in dem Interview für die Biografie zuversichtlich, dass es im Fall einer Kandidatur Söders kein Bayern-Handicap für den CSU-Bewerber geben würde. „Natürlich kann ein Bayer Kanzler werden – mir hat mein Bayersein 2002 nicht geschadet.“ Das Unionsergebnis sei bei der Bundestagswahl 2002 mit ihm als Kanzlerkandidat verglichen mit 1998 in fast allen Ländern gewachsen – auch in Ostdeutschland.
Stoiber, der als politischer Ziehvater Söders gilt und diesen 2003 zum CSU-Generalsekretär machte, sagte, im Fall der Fälle würde die CSU die Verantwortung annehmen. „Am Ende ist die CSU immer auch eine deutsche Regierungspartei.“ Zur Vollendung von Söders Karriere sei die Kanzlerschaft jedoch nicht nötig. „Für einen bayerischen Ministerpräsidenten ist das Amt des Bundeskanzlers nichts Höheres – es ist etwas Anderes.“
Söder bestreitet bisher eigene Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr. Für die Kanzlerkandidatur werden auch die Bewerber um den CDU-Vorsitz, Norbert Röttgen, Friedrich Merz und Armin Laschet, genannt. Nachdem Söder gerade in Berlin eine Laschet-Bigrafie präsentierte, wird nach Angaben der Verlagsgruppe Droemer Knaur Laschet Anfang November die Söder-Biografie präsentieren.