Studie: 15 Prozent der Covid-19-Todesfälle könnten auf Luftverschmutzung zurückgehen

Smog - Bild: cameronarnold via Twenty20
Smog - Bild: cameronarnold via Twenty20

Rund 15 Prozent der Covid-19-Todesfälle weltweit könnten auf das Konto der Luftverschmutzung gehen: Zu diesem Ergebnis kommen Forscher aus Deutschland und Zypern in einer am Dienstag veröffentlichten Studie, in der die möglichen Corona-Gesundheitsrisiken durch Treibhausgasemissionen untersucht werden. 

Frühere Forschungen kamen bereits zu dem Ergebnis, dass die dauerhafte Belastung etwa durch Feinstaubpartikel in der Luft, wie sie bei Abgasen entstehen, die Lebenserwartung im weltweiten Durchschnitt um fast zwei Jahre senkt. Nach Angaben der neuen Studie beeinflussen die Emissionen aber auch die Sterblichkeitsrate durch das Coronavirus. 

Für ihre in der Zeitschrift „Cardiovascular Research“ veröffentlichten Studie untersuchten die Forscher um Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz unter anderem Gesundheits- und Krankheitsdaten aus den USA und China und kombinierten diese dann mit Daten zur globalen und lokalen Feinstaub-Belastung der Luft.

Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass in Ostasien, das eine der höchsten Schadstoffbelastungen weltweit aufweist, 27 Prozent der Covid-19-Todesfälle auf die gesundheitlichen Auswirkungen der schlechten Luftqualität zurückzuführen sein könnten. In Europa lag der Anteil bei 19 Prozent, in Nordamerika bei 17 Prozent. 

Allerdings gibt es große Unterschiede auch in Europa: Während die Forscher beispielsweise in Tschechien bei 29 Prozent und in Deutschland bei 26 Prozent der Covid-19-Todesfälle die Luftverschmutzung als mögliche Ursache sehen, sind es in Portugal nur elf und in Spanien neun Prozent. In Australien sind es gerade mal drei und in Neuseeland ein Prozent.

„Wenn die langfristige Belastung durch Luftverschmutzung und eine Infektion mit Sars-CoV-2 zusammenkommen, dann wirkt sich das negativ auf die Gesundheit aus – insbesondere auf Herz- und Blutgefäße“, erklärte der Mainzer Kardiologie-Experte und Ko-Autor der Studie, Thomas Münzel. Nach seinen Angaben macht die Luftverschmutzung Risikofaktoren für Covid-19 wie Lungen- und Herzprobleme wahrscheinlicher.

Der genaue Grund sei noch unklar, sagte Münzel „Spiegel Online“. Es könnte jedoch daran liegen, „dass sowohl Feinstaub als auch das Virus das Endothel, also die Auskleidung der Blutgefäße, jeweils angreifen und Entzündungen verursachen.“ 

Die Forschungsergebnisse deuteten darauf hin, dass „die Verschmutzungspartikel ein Co-Faktor bei der Verschlimmerung der Krankheit sind“, sagte Lelieveld der Nachrichtenagentur AFP. Die Schätzungen legten nahe, dass mehr als 6100 Covid-Todesfälle in Großbritannien und 40.000 in den USA auf Luftverschmutzung zurückgehen könnten. 

Die Forscher weisen darauf hin, dass Feinstaub auch ganz unabhängig von Covid-19 tödlich ist. Sie fordern deshalb einen stärkeren Kampf gegen Luftverschmutzung – etwa durch einen raschen Übergang zu sauberen und erneuerbaren Energiequellen. Die Pandemie werde vermutlich mit der Impfung der Menschen enden – aber „gegen schlechte Luftqualität und den Klimawandel“ gebe es keine Impfung. Die einzige Abhilfe bestehe darin, „die Emissionen einzudämmen“. 

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