Trump nimmt nach Corona-Infektion Wahlkampf wieder auf

US-Präsident Donald Trump - Bild: Tia Dufour/White House
US-Präsident Donald Trump - Bild: Tia Dufour/White House

Rund anderthalb Wochen nach seinem positiven Corona-Test hat US-Präsident Donald Trump seinen Wahlkampf wieder aufgenommen. Erstmals seit seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus trat Trump am Samstag vor dem Weißen Hausvor Anhängern auf. Eine Atemschutzmaske trug er dabei nicht – obwohl unklar blieb, ob der Präsident inzwischen negativ auf das Coronavirus getestet wurde. Das zweite TV-Duell zwischen Trump und seinem Herausforderer Joe Biden wurde derweil abgesagt.

„Ich fühle mich großartig!“, rief Trump vor mehreren hundert Anhängern, die sich unter einem Balkon des Weißen Hauses versammelt hatten. „Ich will, dass ihr wisst, dass unsere Nation dieses furchtbare China-Virus besiegen wird.“ Das Virus, an dem in den USA bereits mehr als 213.000 Menschen starben, werde „verschwinden, es verschwindet“.

Trump rief seine Anhänger dazu auf, bei der Präsidentschaftswahl am 3. November ihre Stimme abzugeben: „Geht raus und wählt – und ich liebe euch.“ Es handele sich um die „wichtigste Wahl in der Geschichte unseres Landes“. 

Die Corona-Diagnose hatte Trumps Wahlkampf nur wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl jäh unterbrochen. Während der Amtsinhaber sich auskurieren musste, absolvierte sein demokratischer Herausforderer Biden mehrere Wahlkampfveranstaltungen in wichtigen Bundesstaaten. Der ehemalige Vizepräsident liegt in landesweiten Umfragen zehn Prozentpunkte vor dem Amtsinhaber. Auch in mehreren möglicherweise wahlentscheidenden Bundesstaaten konnte Biden seinen Vorsprung ausbauen. 

Am Samstag teilte Trumps Leibarzt Sean Conley mit, der Präsident werde inzwischen nicht mehr als ansteckend angesehen. Tests hätten gezeigt, dass es „keine Beweise mehr für eine aktive Vermehrung des Virus“ bei Trump gebe. Die Viruslast beim Präsidenten sei am „Sinken“, fügte Conley hinzu – ohne Trump ausdrücklich als virenfrei zu erklären. 

Laut den Corona-Richtlinien der US-Gesundheitsbehörde CDCP dürfen Covid-19-Patienten mit mildem oder mittelschwerem Verlauf ihre Isolation zehn Tage nach Auftreten der ersten Symptome beenden, sofern sie mindestens 24 Stunden lang fieberfrei sind. Wie schwer Trump tatsächlich an Covid-19 erkrankt war, blieb bis zuletzt unklar.

Nach der Zwangspause will Trump in den kommenden Tagen den Wahlkampf in wichtigen sogenannten Swing States fortsetzen. Nach einer Wahlkampfveranstaltung in Florida am Montag werde er am Dienstag in Johnstown im Schlüsselstaat Pennsylvania und am Mittwoch in Des Moines in Iowa auftreten, kündigte sein Wahlkampfteam an.

„Der Präsident will vor Ort sein“, sagte der Sprecher von Trumps Wahlkampfteam, Hogan Gidley, dem Sender Fox News. Trump wolle sich „direkt an die Amerikaner wenden, ohne den Filter durch die Medien“.

Die oppositionellen Demokraten haben Trump wiederholt vorgeworfen, inmitten der Corona-Pandemie Auftritte vor hunderten Anhängern zu absolvieren. Sein Umgang mit der Corona-Krise gilt im Wahlkampf als Trumps größte Schwäche. „Mehr als 213.000 Amerikaner sind an diesem Virus gestorben – und die harte Wahrheit ist, dass es nicht so hätte kommen müssen“, kritisierte Biden am Samstag im Online-Dienst Twitter.

Anders als geplant treffen Biden und Trump wegen dessen Corona-Infektion am kommenden Donnerstag nicht in einem erneuten Fernsehduell aufeinander. Die zuständige Kommission sagte das zweite TV-Duell ab. Zuvor hatte Trump eine Änderung des Formats in eine virtuelle Debatte abgelehnt. Ein letztes TV-Duell zwischen Trump und Biden soll am 22. Oktober in Nashville stattfinden. 

Im Lager von Trumps Republikanern wächst derweil die Sorge um die Entwicklung des Wahlkampfs. „Wenn die Menschen am Wahltag wütend sind, könnten wir das Weiße Haus verlieren und die beiden Kongresskammern“, sagte der republikanische Senator Ted Cruz. „Das könnte ein Blutbad werden.“ Trump selbst gab sich bei seinem Auftritt am Samstag siegessicher – „überall“ sähen die Umfragen „großartig“ aus.

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