Der Dax-Familie stehen womöglich umfassende Änderungen bevor: Der Index-Vermarkter Stoxx startete am Montag eine Marktumfrage zu strengeren Regeln und der optimalen Teilnehmerzahl in den großen deutschen Aktienindizes Dax, MDax, SDax und TecDax, wie die Stoxx-Muttergesellschaft Qontigo und die Deutsche Börse in Frankfurt am Main mitteilten. Ziel sind demnach erweiterte Qualitätskriterien bei der Auswahl gelisteter Unternehmen, mehr Transparenz und Berechenbarkeit.
„Alle relevanten Marktteilnehmer und interessierte Dritte“ können sich bis zum 4. November „zur optimalen Anzahl von Konstituenten“ und zu den vorgeschlagenen Regeländerungen äußern, wie Qontigo erklärte. Der Finanzdienstleister ließ offen, inwieweit er damit auf den Wirecard-Skandal reagiert – erklärte aber: „Die Marktkonsultation kann, muss aber nicht, zu Änderungen der Behandlung insolventer Unternehmen in den Dax-Auswahlindizes führen.“
Das Unternehmen schlägt unter anderem vor, dass potenzielle Dax-Mitglieder künftig in Quartalsberichten ihre Profitabilität belegen und statt eines bestimmten Börsenumsatzes eine Mindestliquidität aufweisen müssen. Weiter ist laut Deutscher Börse vorgesehen, dass Unternehmen „mit Umsätzen von mehr als zehn Prozent mit kontroversen Waffen“ ausgeschlossen werden.
Die Zusammensetzung der Dax-Indizes soll außerdem künftig regulär alle sechs Monate statt einmal jährlich überprüft werden – „um Veränderungen in der Kapitalmarktlandschaft schneller auch im Dax umsetzen zu können“. Die Umfrageergebnisse und etwaige Folgen für die Dax-Familie will Qontigo nach eigenen Angaben bis zum 23. November veröffentlichen. Änderungen sollen demnach „frühestens für die Überprüfung ab März 2021 wirksam werden“.