In Hochgeschwindigkeit zur Flaschenreife: Ein Startup aus dem Silicon Valley in Kalifornien verspricht der Whiskey-Industrie dank eines schnelleren Reifeprozesses die Einsparung von Milliarden. „Das ist beschleunigte Reifung 2.0“, kündigte Stu Aaron, Mitgründer von Bespoken Spirits, am Mittwoch (Ortszeit) an.
Der Ansatz des Startups, das nach eigenen Angaben bislang 2,6 Millionen Dollar (2,2 Millionen Euro) von Investoren einsammelte, solle Kunden helfen, „vom Konzept bis zur Flasche in nur wenigen Tagen“ zu gelangen. Dafür will das Unternehmen den „Spirit“ der jeweiligen Spirituose dank „Materialwissenschaft und Datenanalyse“ maßschneidern und damit den Kunden Kosteneinsparungen von 70 Prozent ermöglichen.
Laut Bespoken Spirits sind für die Whiskey-Industrie so Einsparungen von mehr als 20 Milliarden Dollar (17 Milliarden Euro) pro Jahr möglich. Dem Unternehmen zufolge lagern allein im US-Bundesstaat Kentucky 9,1 Millionen Fässer Bourbon und anderer Spirituosen. Jedes Jahr gingen dabei durch Verdunstungsprozesse fast 20 Millionen Gallonen (umgerechnet knapp 76 Millionen Liter) verloren.
Das Startup kritisierte den traditionellen Alterungsprozess dabei als „verschwenderisch, zeitraubend und antiquiert“. Er sei „veraltet, unpräzise, unvorhersehbar, nicht tragfähig und ineffizient“, erklärte Bespoken-Mitgründer Martin Janousek.
Deshalb habe das Startup den Prozess unter Verwendung der selben natürlichen Holz-, Röst- und Holzkohle-Aromen „neu gedacht“. Das Unternehmen schreibt sich dabei auf die Fahnen, mithilfe einer eigenen Technik analysieren zu können, welches Aroma, welche Farbe und welchen Geschmack ein Fass an die Spirituose abgeben würde – und diese chemischen Reaktionen dann nachzubilden. Üblicherweise reifen viele Whiskeys in den USA mindestens drei Jahre in Eichenfässern, wobei ein Großteil des charakteristischen Geschmacks entsteht.
Laut Bespoken Spirits haben einige Whiskeys des Startups bereits Auszeichnungen enthalten. Auf der Online-Bewertungsseite WhiskeyWash.com fielen die Rezensionen gleichwohl gemischt aus.
„Mein erster Eindruck war der Geruch von Rost und Desinfektionsmittel“, kommentierte Rezensent John Dover einen auf Bourbon-Maische basierenden Bespoken-Whiskey. Der Geschmack sei dann der von „Plastik mit einem Hauch von Bananenbrot“ gewesen – „wie ein Biss in Deinen Nachmittagssnack, wenn Du vergisst, die Zellophanfolie abzumachen“.
Gnädiger fiel die Bewertung eines Roggen-Maische-Whiskeys des Startups aus. Dieser habe eine gewisse „Eichigkeit“ mit einer „scharfen Zimtnote an der Zungenspitze“ ausgestrahlt – und dabei an „eine Schale kalten Haferbrei mit Rosinen“ erinnert.