EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich nach Kontakt zu einem Corona-Infizierten bis Dienstag in Quarantäne begeben. Sie habe am Sonntagabend erfahren, dass sie vergangene Woche bei einem Besuch in Portugal jemanden getroffen habe, der inzwischen positiv getestet wurde, sagte ein Sprecher am Montag. Sie habe aber keine Symptome, arbeite „normal“ und sei am Montag zum zweiten Mal seit der Portugal-Reise negativ getestet worden.
Entsprechend der geltenden Regeln habe sie sich nun bis Dienstag „in Selbstisolation“ begeben, teilte die Kommissionschefin im Onlinedienst Twitter mit. Laut dem Sprecher wurde sie am Montagvormittag zuletzt negativ getestet.
Von der Leyen sagte den Angaben zufolge eine Reihe von Terminen für Dienstag ab. Dies betrifft die Plenarsitzung des Europaparlaments, die Leitung der wöchentlichen Sitzung der EU-Kommission und ihre Teilnahme am EU-Ukraine-Gipfel in Brüssel.
Auch eine Reise am Mittwoch und Donnerstag zu einer Preisverleihung nach Griechenland sagte die Kommissionspräsidentin am Montagnachmittag ab. Da sie nur bis Dienstag in Quarantäne bleiben muss, wäre das eigentlich nicht nötig gewesen. Die Kommission sah sich aber Fragen ausgesetzt, warum sie ihren Mitarbieten von „nicht wesentlichen“ Reisen abrät, von der Leyen aber zu einer Preisverleihung reisen wolle.
Am vergangenen Dienstag war von der Leyen bereits zu einem Besuch in Portugal gewesen. Sie hatte dort auch an einem Treffen des Staatsrats teilgenommen, einem Beratergremium des portugiesischen Präsidenten. Eines der Mitglieder wurde nach Angaben portugiesischer Medien am Sonntagabend positiv auf den Covid-19-Erreger getestet.
Am Mittwoch vergangener Woche hatte von der Leyen die wöchentliche Sitzung der EU-Kommission mit ihren 26 Kommissaren geleitet. Am Donnerstag und Freitag nahm sie auch am EU-Sondergipfel in Brüssel teil, zu dem die Staats- und Regierungschefs der 27 Mitgliedstaaten angereist waren.
Ihr Sprecher sagte, die Mitgliedstaaten seien über ihre Quarantäne informiert worden, um gegebenenfalls „Vorsichtsmaßnahmen“ zu ergreifen. Er verwies aber darauf, dass vor Beginn des Gipfels am Donnerstagnachmittag ein negatives Ergebnis eines Routinetests vom selben Tag vorgelegen habe.
Der EU-Sondergipfel hätte eigentlich schon eine Woche zuvor stattfinden sollen, war aber wegen eines Corona-Falls im Umfeld von EU-Ratspräsident Charles Michel verschoben worden. Auch Michel hatte sich wegen des Kontakts mit einem infizierten Sicherheitsbeamten in Quarantäne begeben.
Mit Blick auf die Quarantäne sagte der Sprecher, die Bestimmungen sähen eine siebentägige Selbstisolierung vor. Da der Kontakt mit dem Infizierten am Dienstag vergangener Woche stattgefunden habe, ende diese am Dienstagabend.
Derzeit ist demnach kein Mitglied ihres unmittelbaren Umfelds im Zusammenhang mit der Portugal-Reise in Quarantäne. Ein weiterer EU-Sprecher sagte, bisher hätten sich unter den Mitarbeitern der Kommission seit Beginn der Pandemie 159 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Die Behörde hat knapp 33.000 Mitarbeiter.