Bei der US-Präsidentschaftswahl richten sich alle Blicke auf die sogenannten Swing States. Während Republikaner und Demokraten in bestimmten Bundesstaaten fest auf einen Sieg bauen können, haben in Swing States die Kandidaten beider Parteien eine Chance. Diese Schlüsselstaaten sind deswegen bei der Wahl von zentraler Bedeutung – und auch in diesem Jahr heftig umkämpft. Die wichtigsten Fragen im Überblick:
Warum ist der Blick auf einzelne Bundesstaaten so wichtig?
Bei der US-Präsidentschaftswahl geht es nicht um eine landesweite Stimmenmehrheit. Der US-Präsident wird nicht direkt von den Bürgern gewählt, sondern von einem Wahlleute-Kollegium, dem sogenannten Electoral College. Die insgesamt 538 Wahlleute wiederum werden auf Ebene der Bundesstaaten von den Bürgern gewählt. Die Zahl der Wahlmänner und Wahlfrauen pro Bundesstaat richtet sich dabei nach der Bevölkerungsgröße.
Um Präsident zu werden, braucht ein Kandidat die Stimmen von 270 Wahlleuten. Letztlich geht es also darum, wieviele Bundesstaaten mit wievielen Wahlleuten ein Kandidat gewinnt. Landesweite Umfragen, in denen Oppositionskandidat Joe Biden seit Monaten vor Amtsinhaber Donald Trump liegt, sind deswegen nur sehr bedingt aussagekräftig.
Wo haben Demokraten und Republikaner ihre Bastionen?
Hochburgen der Demokraten sind traditionell die liberal geprägte Westküste mit den Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington und der Nordosten mit Bundesstaaten wie New York und Massachusetts. Die Republikaner haben ihre Bastionen im konservativ geprägten Süden, etwa in Texas und Alabama, in den Rocky Mountains und Prärie-Staaten wie North und South Dakota. Die Parteien sehen viele dieser Bundesstaaten als „safe states“ an, als für sich sichere Staaten.
Welche Staaten stehen auf der Kippe?
Als Swing States, in denen das Pendel zwischen Republikanern und Demokraten hin- und herschwingen kann, gelten unter anderem Arizona, Colorado, Florida, Iowa, Michigan, Minnesota, Ohio, North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin. Die Verhältnisse können sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte ändern, etwa weil sich die Wählerstruktur wandelt.
Was bedeutet das für den Wahlkampf?
Weil sie viele Bundesstaaten ohnehin sicher haben, konzentrieren die Kandidaten sich im Wahlkampf auf die Schlüsselstaaten: Dort zählt wegen des häufig sehr knappen Wahlausgangs jede Stimme. Entsprechend schalten die Kandidaten dort die meiste Wahlwerbung und halten dort die meisten Veranstaltungen ab – wie derzeit auch Trump und Biden. Deswegen werden Swing States auch als „Battleground States“ bezeichnet, als „Schlachtfeld-Staaten“.
Die sicheren Bundesstaaten lassen die Kandidaten im Wahlkampf dagegen weitgehend links liegen: Es lohnt sich für sie schlichtweg nicht, Zeit und Geld in Bundesstaaten zu investieren, die sie ohnehin gewinnen dürften oder nicht gewinnen können. Fehleinschätzungen sind aber nicht ausgeschlossen: So glaubte die Demokratin Hillary Clinton 2016 fest an einen Sieg in Wisconsin – und verlor den Bundesstaat knapp an Trump.
Auf welchen Bundesstaaten liegt in diesem Jahr ein besonderer Fokus?
Biden will insbesondere Michigan, Pennsylvania und Wisconsin von Trump zurückerobern. Trump hatte die drei eher den Demokraten zuneigenden Bundesstaaten 2016 mit jeweils minimalem Vorsprung für sich entschieden. Umfragen sehen Biden derzeit in allen drei Bundesstaaten vor Trump, sicher fühlen kann sich der Demokrat aber nicht. Auch im eher den Republikanern zuneigenden Arizona hat Biden Chancen.
Die Demokraten machen sich auch in den republikanischen Hochburgen Texas und Georgia vorsichtige Hoffnungen. Dort ist die demokratische Wählerschaft in den Vorstädten angewachsen, außerdem sind viele konservative Wähler enttäuscht von Trump.
Ein besonderes Augenmerk ist erneut auch Florida sicher. Dort verhalfen vor 20 Jahren in einem beispiellosen Wahlkrimi einige hundert Stimmen dem Republikaner George W. Bush zum Gesamtsieg über den Demokraten Al Gore. Umfragen sagen ein knappes Rennen zwischen Trump und Biden voraus.