Es klingt wie ein verzweifelter Schrei nach Liebe. „Vorstadt-Frauen, würdet ihr mich bitte mögen?“, rief US-Präsident Donald Trump seinen Anhängern kürzlich bei einer Wahlkampfveranstaltung zu. „Ich habe eure verdammte Nachbarschaft gerettet, okay?“ Vor der Präsidentschaftswahl am 3. November wirbt der Amtsinhaber massiv um die Stimmen weißer Frauen aus den Vorstädten. Doch in der wichtigen Wählergruppe stößt der Republikaner auf wachsende Ablehnung.
Im Bundesstaat Connecticut haben sich Vorstadt-Bewohnerinnen gar zu einer Anti-Trump-Gruppe mit dem martialischen Namen The SWAT Team zusammengeschlossen – so wie die Spezialeinsatzkommandos der US-Polizei. Das SWAT steht hier aber für Suburban Women Against Trump – Vorstadt-Frauen gegen Trump.
Sie widersetzen sich einer Angstkampagne des Präsidenten gegen seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden. Trump behauptet regelmäßig, sein Rivale wolle die Vorstädte mit neuen Sozialwohnungen „zerstören“ und den „amerikanischen Traum“ der Bewohner gleich mit. Der Rechtspopulist suggeriert damit, dass einkommensschwächere Familien etwa von Afroamerikanern und Latinos mehr Kriminalität in die Vorstädte bringen würden.
„Ich war einfach entsetzt, wie er versucht hat, ein Bild von Vorstadt-Frauen zu malen, die so rassistisch seien wie er“, sagt SWAT-Mitbegründerin Brook Manewal über den Präsidenten. „Er stellt uns so dar, als hätten wir Angst, unsere weißen Zäune, unsere perfekten kleinen Häuser und perfekten Gärten zu verlieren. So sind die Leute, denen ich begegnet bin, überhaupt nicht.“
Die 43-jährige Anwältin, die in Stamford in Connecticut lebt, schloss sich deswegen mit einer Freundin zusammen und gründete The SWAT Team. Die Facebook-Gruppe hat inzwischen 9000 Mitglieder in 35 Bundesstaaten, berichtet Manewal. Die Aktivisten rufen täglich potenzielle Wähler an, verschicken Postkarten mit Wahlaufrufen und sammeln Wahlkampfspenden für Biden.
Sie schicken auch 10.000 Briefe an das Weiße Haus mit einer klaren Botschaft an Trump: „Sie kennen uns nicht, Sie sprechen nicht in unserem Namen, und Sie sind stehen nicht für den Typ Anführer, den wir respektieren.“
Vor der Wahl am 3. November steht Trump unter gewaltigem Druck, in Umfragen liegt er teils deutlich hinter Biden. Das liegt auch daran, dass viele weiße Frauen sich von dem Rechtspopulisten im Weißen Haus abgewendet haben. 2016 hatten 47 Prozent der weißen Wählerinnen für Trump gestimmt und nur 45 Prozent für dessen demokratische Rivalin Hillary Clinton. Das verhalf dem Republikaner in einem Rennen, das in einigen Bundesstaaten extrem eng war, mit zum Wahlsieg.
Doch vor der Wahl am 3. November hat Biden bei Wählerinnen einen großen Vorsprung vor Trump. Laut einer Umfrage sind es bei den Bewohnerinnen von Vorstädten sogar 13 Prozentpunkte.
Trumps Versuche, Wählerinnen für sich zu gewinnen, seien ein „zunehmend zentrales“ Element im Wahlkampf des Präsidenten, sagt der Politikprofessor Christopher Borick. „Es gibt bislang aber nur sehr wenige Hinweise, dass das Früchte trägt.“
Wenig hilfreich dürfte sein, dass Trump gerne von den „Hausfrauen“ in den Vorstädten spricht, für viele ein weiterer Beweis für das rückwärtsgewandte Weltbild des Präsidenten. Das stößt unter anderem Katie Paris bitter auf, die mit ihrer Organisation Red, Wine and Blue im Bundesstaat Ohio Wählerinnen für Biden mobilisieren will. „Er hat keine Ahnung von unserem Leben“, sagt Paris über den Präsidenten. „Wir sind keine ‚Hausfrauen‘, und wir leben nicht mehr in den 1950ern.“