Weiterer Coronafall könnte für neue Unterbrechung von Mafiaprozess sorgen

Die Justitia - ein Symbol der Rechtsstaatlichkeit
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Der Prozess gegen 14 Mitglieder und Unterstützer der kalabrischen Mafiagruppierung ‚Ndrangheta vor dem Landgericht Duisburg könnte ein zweites Mal wegen Corona unterbrochen werden. Einer der drei Staatsanwälte soll in der vergangenen Woche mit einem mittlerweile positiv auf das Coronavirus getesteten Polizisten in einem Auto gesessen haben, worüber er während der zweiten Sitzung am Montag telefonisch informiert wurde. Der Jurist verließ daraufhin den Gerichtssaal. Ein Verteidiger forderte eine Unterbrechung des Prozesses, der im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts (OLG) stattfindet.

Zunächst hatte die Kammer mitgeteilt, dass der betroffene Staatsanwalt mit einem infizierten Polizisten bei einer Durchsuchung gewesen sei. Auf Nachfrage eines Verteidigers hin präzisierte einer der Richter, dass der Staatsanwalt mit dem Polizisten gemeinsam in einem Auto gefahren sei. Der Staatsanwalt zeige „keinerlei Symptome“ und stelle daher keine Gefahr dar, sagte der Vorsitzende Richter Jens Luge. Seitens der Verteidiger hagelte es daraufhin Kritik an der Vorgehensweise des Gerichts.

Eine Entscheidung über die Fortsetzung des Prozesses will die Kammer bis zum Nachmittag treffen. Bereits zum Prozessauftakt vor zwei Wochen musste die Verhandlung wegen eines Coronafalls unterbrochen werden, weil der Angeklagte Halil B. Kontakt zu seiner an dem Virus erkrankten Mutter gehabt hatte. B. musste sich trotz eines negativ ausgefallenen Coronatests für zwei Wochen in Quarantäne begeben.

Ursprünglich stand am Montag die mit Spannung erwartete Verlesung der Anklageschrift auf dem Programm. Die 14 Angeklagten müssen sich wegen Drogenhandels mit insgesamt 680 Kilogramm Kokain verantworten. Außerdem werden ihnen die Bildung und Unterstützung einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche, Betrug, Steuerhinterziehung und Verstöße gegen das Waffengesetz vorgeworfen.

Acht Angeklagte befinden sich derzeit in Untersuchungshaft in nordrhein-westfälischen Justizvollzugsanstalten. Bei den 14 Beschuldigten handelt es sich um deutsche, türkische, italienische, niederländische, marokkanische und portugiesische Staatsbürger. Dolmetscher übersetzen den Prozess ins Italienische, ins Türkische und ins Niederländische. Für das Mammutverfahren sind bisher 91 Verhandlungstage bis Ende kommenden Jahres angesetzt.

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