Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund ist mit der Zahl der Corona-Tests in Deutschland unzufrieden. „Pro eine Million Einwohner wird beispielsweise in Belgien und Spanien viel mehr, in Großbritannien sogar doppelt so viel getestet wie bei uns“, sagte die Vorsitzende Susanne Johna der „Passauer Neuen Presse“ vom Mittwoch. „Wir schöpfen nicht alle Möglichkeiten aus, die es gibt, zum Beispiel PCR-Diagnostik in veterinärmedizinischen Laboren“.
Auch die Verfügbarkeit von Antigen-Schnelltests lasse noch sehr zu wünschen übrig. Zwar gebe es hierzu seit mehr als einem Monat neue Vorschriften. „Dennoch werden Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken nur in sehr geringem Umfang getestet“, kritisierte Johna. „Das ist nicht nachvollziehbar und stellt eine potenzielle Gefahr für das Personal und die Patienten dar.“
Zu der sich abzeichnenden Verlängerung und Verschärfung des Teil-Lockdowns sagte Johna: „Derzeit haben wir keine andere Wahl.“ Von den Bund-Länder-Beratungen am Mittwochnachmittag erwarte sie „klar Perspektiven. Die Menschen wollen wissen, wie es weitergeht.“ Sinn und Zweck der Maßnahmen müssten außerdem „möglichst verständlich und plausibel“ erklärt werden. „Je besser das gelingt, umso größer ist die Chance, die Menschen zum Durchhalten zu bewegen.“
Zur Debatte über Einschränkung oder Verbot der privaten Feuerwerksnutzung an Silvester sagte Johna, ein generelles Verbot wäre „schwer durchsetzbar, auch wenn ich mir als Ärztin hier sehr starke Einschränkungen wünsche“. Sie appellierte an die Bevölkerung: „Jeder, der aufs Knallen verzichtet, tut dem ohnehin stark belasteten Personal in den Klinken einen sehr großen Gefallen.“