Amtsärzte blicken skeptisch auf Vertagung weiterer Corona-Beschlüsse

Ärztin am Computer - Bild: alicerubik via Twenty20
Ärztin am Computer - Bild: alicerubik via Twenty20

Die deutschen Amtsärzte sind mit der Vertagung konkreter Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern auf die kommende Woche unzufrieden. Sie könne einerseits nachvollziehen, „dass man versucht, mit Appellen weiterzukommen“, sagte die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärzte im öffentlichen Gesundheitswesen, Ute Teichert, am Dienstag im WDR. „Aber andererseits steht tatsächlich den Gesundheitsämtern das Wasser bis zum Hals.“

„Wir schaffen es nicht mehr, die Kontaktpersonen nachzuverfolgen“, sagte Teichert zur Lage der Gesundheitsämter. „Von daher wären einheitliche Beschlüsse für uns sehr hilfreich gewesen.“

Teichert verwies hier insbesondere auf die Schulen. „Viele Lehrer und auch Eltern sind sehr verunsichert“, sagte sie. „Hier wären klare Regeln gut gewesen, wie wir sie in anderen Bereichen ja auch schon haben.“

Der Bund war in das Gespräch mit den Ländern am Montag zunächst mit dem Vorschlag gegangen, eine generelle Maskenpflicht in der Schule auch während des Unterrichts einzuführen und Klassen zu teilen, um mehr Abstand zu ermöglichen. Die Länder lehnten dies aber vorerst ab.

Scharfe Kritik an der Bund-Länder-Runde äußerte auch der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery. „Was wir dort erleben als Showdown von Eitelkeiten, hilft niemandem“, sagte er im SWR. „Wir brauchen eine Einigkeit aller Demokraten und aller Menschen, die wirklich an der Gesundheit der Bevölkerung interessiert sind.“

Ziel müsse es jetzt sein, auf das „wichtigste Pfund“ zu setzen, nämlich die Bevölkerung mitzunehmen, forderte der Ärztefunktionär. „Was soll denn ein einfacher Bürger noch denken, wenn sich diese Damen und Herren streiten und sich auf nichts Vernünftiges einigen können.“

Montgomery betonte zugleich die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger. „Wir müssen vor allem Kontakte einschränken. Und das geht nur, wenn die Bevölkerung das selbst macht“, sagte er. „Wir können nicht überall einen Polizisten hinstellen.“ Es bedürfe eines nationalen Ansatzes, um die Menschen zu überzeugen. Das gelinge aber nur, wenn sich die Politik in ihrer Meinung einig sei.

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