Vor dem Oberlandesgericht Nürnberg-Fürth hat am Donnerstag der deutschlandweit erste Prozess gegen ein mutmaßliches Mitglied der international agierenden rechtsextremen Gruppe „Feuerkrieg Division“ begonnen. Zu Prozessbeginn bestritt der angeklagte 23-Jährige aus dem Landkreis Cham den Vorwurf der Generalstaatsanwaltschaft, einen Anschlag geplant zu haben, wie ein Gerichtssprecher sagte. Den Inhalt der Anklage nannte einer der Verteidiger in einer Erklärung demnach zwar zutreffend, der Angeklagte sei aber gar nicht zu einem Anschlag in der Lage gewesen.
Der Anklage zufolge soll der Beschuldigte ab Mai 2019 geplant haben, in einer Synagoge oder Moschee einen Anschlag zu verüben und viele Menschen zu töten. Er ist deshalb wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat angeklagt.
Der Angeklagte soll im Mai 2019 begonnen haben, sich zu bewaffnen. Dazu ließ er sich der Anklage zufolge an die Adresse seiner Großmutter einen Kalaschnikow-Nachbau und verschiedene Waffenteile schicken, die er umbauen wollte.
Außerdem kaufte er sich auch Luftgewehre und Schreckschusswaffen und machte damit Schießübungen. Später übte er auch auf einem Schießstand in Tschechien den Umgang mit Kalaschnikow-Sturmgewehren und einer Maschinenpistole.
Etwa zeitgleich mit der Bewaffnung sei er der rechtsextremen Chatgruppe „Feuerkrieg Division“ beigetreten, die aus etwa 30 bis 40 Mitgliedern verschiedener europäischer Staaten bestanden habe. In der Gruppe habe er sich sowohl über seine Anschlagspläne als auch über die Beschaffung der nötigen Ausrüstung ausgetauscht.
Er habe sich auch intensiv mit dem Attentäter von Halle befasst, der dort in der Synagoge ein Massaker geplant haben soll, aber an Öffnen der Tür zu dem Gotteshaus scheiterte. So habe er sich damit ausführlich auseinandergesetzt, wie er Türen von Synagogen überwinden könne.
Im Januar diesen Jahres äußerte er laut Anklage in der Chatgruppe den Plan, ein „Heiliger“ werden zu wollen und einen Anschlag zu begehen. Kurz danach wurde er aber festgenommen.
Als erste Zeugen sagten am Donnerstag Familienangehörige aus. Demzufolge lebte der Angeklagte äußerst zurückgezogen und hatte praktisch keine Freunde, er soll auch psychiatrisch in Behandlung gewesen sein.