Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, wirft Anhängern der „Querdenken“-Bewegung eine Relativierung des Holocaust vor. „Die zunehmenden Vergleiche von Protestierenden gegen die Corona-Maßnahmen mit Opfern des Nationalsozialismus verhöhnen die tatsächlichen Opfer und relativieren die Shoah“, sagte Klein dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
„Der Holocaust ist kein Abziehbild für jedwede Opfergefühle.“ Die jüngsten Vorgänge in Hannover und Karlsruhe zeigten vielmehr, wie wichtig Bildung sei: „Wer über Anne Frank und Sophie Scholl gut Bescheid weiß, wird kaum solch krude Verharmlosungen äußern.“
In Hannover hatte am Samstag eine Frau, die sich als „Jana aus Kassel“ vorstellte, auf einer Bühne der sogenannten Querdenken-Bewegung gesagt, sie fühle sich „wie Sophie Scholl“, da sie „seit Monaten aktiv im Widerstand“ sei, wie auf bei Twitter veröffentlichten Videoaufnahmen zu sehen war.
Sophie Scholl und ihr Bruder Hans gehörten zur Widerstandsgruppe Weiße Rose, die ab Juni 1942 mit Flugblättern zum Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft aufgerufen hatte. Bei einer Flugblattaktion in der Münchner Universität wurden sie entdeckt. Zusammen mit ihrem Kommilitonen Christoph Probst wurden sie zum Tode verurteilt und Februar 1943 hingerichtet.
Mitte November hatte eine Elfjährige auf einer „Querdenken“-Bühne in Karlsruhe die Tatsache, dass sie ihren Geburtstag nicht wie gewohnt feiern konnte, in Beziehung gesetzt zum Schicksal von Anne Frank, die sich in einem Hinterhaus in Amsterdam vor den Nazis versteckte und später im Konzentrationslager Bergen-Belsen umkam.