Bei der zweiten Runde der Kommunalwahlen in Brasilien hat der ultrarechte Präsident Jair Bolsonaro eine empfindliche Niederlage einstecken müssen. Elf von 13 vom amtierenden Staatschef unterstützte Kandidaten verloren am Sonntag das Rennen – darunter das ums Bürgermeisteramt in Rio de Janeiro. Ebenso wie im ersten Wahlgang vor zwei Wochen gingen die traditionelle rechte und konservative Parteien als Sieger hervor.
In Rio gewann Eduardo Paes von der Mitte-Rechts-Partei PSDB mit mehr als 64 Prozent gegen den unbeliebten Bürgermeister der Metropole, Marcelo Crivella. Paes war bereits von 2008 bis 2016 Bürgermeister von Rio. Crivella, ein ehemaliger evangelischer Pastor, wurde von Bolsonaro unterstützt. Auch in der Stadt Fortaleza im Nordosten des südamerikanischen Landes verlor der Kandidat des Präsidenten.
In São Paulo, der reichsten Stadt des Landes, konnte der PSDB-Bürgermeister Bruno Covas mit knapp 60 Prozent sein Amt verteidigen. Ihm unterlegen war der Hoffnungsträger der Linkspartei PSOL. Der 40-jährige Covas bekam Rückendeckung von São Paulos Gouverneur João Doria, der aller Voraussicht nach in zwei Jahren gegen Bolsonaro bei der Präsidentschaftswahl antreten wird.
Insgesamt waren die Kommunalwahlen für die einst mächtige Linke eine große Enttäuschung. Zum ersten Mal seit 1985 gelang es der lange regierenden Arbeiterpartei PT des ehemaligen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva nicht, eine einzige Hauptstadt der 26 Bundesstaaten zu gewinnen.
Rund 38 Millionen Brasilianer – ein Viertel der Wähler – waren aufgerufen, in 57 Städten Bürgermeister und Stadträte für vier Jahre zu wählen.
Die Kommunalwahlen waren die erste Abstimmung seit Bolsonaros Amtsantritt. Der Präsident ist mit Zustimmungswerten von mehr als 40 Prozent in jüngsten Umfragen nach wie vor beliebt. Zuletzt sah er sich jedoch scharfer Kritik ausgesetzt, auch wegen seines Umgangs mit der Corona-Pandemie, die er wiederholt als „kleine Grippe“ bezeichnet hatte. Brasilien hat mit mehr als 172.000 registrierten Corona-Toten die zweithöchste Todeszahl weltweit.