Bundeswehr zieht sich aus nordafghanischer Provinz Kundus zurück

Symbolbild: Bundeswehr
Symbolbild: Bundeswehr

Die Bundeswehr zieht sich aus der nordafghanischen Provinz Kundus zurück. Die rund hundert Soldatinnen und Soldaten, die im Rahmen des Ausbildungseinsatzes „Train Advise Assist“ (TAA) im Lager Camp Pamir stationiert seien, würden an den Hauptstützpunkt in Masar-i-Scharif zurückverlegt, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr am Dienstagabend der Nachrichtenagentur AFP. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung über das Ende des Bundeswehr-Einsatzes in Kundus berichtet.

Die Rückverlegung des TAA-Teams sei derzeit im Gange, sagte der Sprecher. Grundlage für den Schritt sei eine bereits vor Monaten getroffene Entscheidung der Führung des Nato-Kommandos in Kabul. Es handele sich nicht um eine Reaktion auf jüngste Entwicklungen im Zusammenhang mit dem internationalen Einsatz in Afghanistan, sondern um einen seit „längerem geplanten Prozess, den wir jetzt abschließen“.

Vorgesehen sei, dass die deutschen Soldatinnen und Soldaten das Lager Camp Pamir auch in Zukunft nutzen könnten, sagte der Sprecher weiter. Wenn ein solcher Bedarf seitens der afghanischen Streitkräfte bestehe, würden die Bundeswehr-Angehörigen von Masar-i-Scharif nach Kundus fliegen. Darüber hinaus könnten die Deutschen die afghanischen Streitkräfte auch per Videoschalte beraten, wie dies wegen der Corona-Pandemie bereits erprobt sei. 

Camp Pamir ist der einzige Bundeswehr-Standort in Kundus. Das Bundeswehrlager ist von einem Militärlager der afghanischen Armee umgeben. Insgesamt ist die Bundeswehr noch mit rund 1230 Soldaten in Afghanistan im Einsatz, die meisten von ihnen befinden sich am Hauptstützpunkt in Masar-i-Scharif.

Vergangene Woche hatte die scheidende US-Regierung von Präsident Donald Trump den Abzug von rund 2000 der 4500 noch in Afghanistan stationierten Soldaten angekündigt. Die Truppenstärke soll demnach bis zum 15. Januar – fünf Tage vor dem Ende von Trumps Amtszeit und dem Amtsantritt seines Nachfolgers Joe Biden – auf 2500 US-Soldaten abgesenkt werden.

Bei den Nato-Verbündeten lösen die Abzugspläne große Sorge aus. Befürchtet wird ein Wiedererstarken der radikalislamischen Taliban oder ein Ausbreiten der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Auch in Kundus verüben Taliban-Kämpfer immer wieder Anschläge.

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