Corona: Verbände warnen vor Überlastung der Intensivstationen

Intensivstation
Intensivstation

Mehrere Ärzteverbände haben gefordert, nicht notwendige Operationen in Regionen mit besonders vielen Corona-Fällen zurückzustellen. Ohne diese zusätzliche Unterstützung werde die Belastungsgrenze auf vielen Intensivstationen bald überschritten, warnten die Ärzteorganisation Marburger Bund sowie mehrere intensivmedizinische Fachverbände am Samstag. Derzeit seien die Krankenhäuser aus finanziellen Gründen nicht zu diesem Schritt bereit. Die Stiftung Patientenschutz kritisierte, „der Patient bleibt auf der Strecke“. 

Die Ärzte forderten, in allen Bundesländern mit hohen Corona-Zahlen müsse die Politik anordnen, dass verschiebbare stationäre Eingriffe reduziert oder zurückgestellt werden. Nur dann sei es möglich, kurzfristig weiteres Personal für die Versorgung von akut erkrankten Patienten einzusetzen. Die dadurch entstehenden Erlösausfälle müssten gegenfinanziert werden.

„Wir brauchen jetzt ein klares Signal der Politik, dass die enorme Belastung des Krankenhauspersonals gesehen wird und Konsequenzen daraus gezogen werden“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. „Wenn wir jetzt nichts ändern können, wird bald in einigen Regionen Deutschlands die Versorgung aller Patienten nicht mehr sicherzustellen sein.“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte kürzlich erklärt, er rechne mit einer Verdopplung der Zahl der auf Intensivstationen behandelten Corona-Patienten noch vor Monatsende. Nach Angaben der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) sind derzeit deutschlandweit mehr als 3100 Corona-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung.

Die gemeinsame Erklärung wurde vom Marburger Bund, Divi, den Intensivmedizinischen Fachgesellschaften, der Deutschen Gesellschaft für Anaesthesiologie und Intensivmedizin (DGAI), der Deutschen Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) und der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) veröffentlicht.

Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz, wandte am Samstag ein: Das Konzept, für leere Betten Geld zu bezahlen, habe sich für die Patienten nicht bewährt. Im ersten Halbjahr seien weit mehr Behandlungen verschoben worden als notwendig. „Welche Folgen das für kranke Menschen hat, ist noch gar nicht absehbar.“

Er forderte stattdessen regionale Kooperationen der Krankenhäuser sowie zudem finanzielle Transparenz der Klinikchefs. „Doch die mauern, um sich nicht zu sehr in die Karten schauen zu lassen. Der Patient ist Verlierer dieses Spiels.“

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