Das populäre Grünen-Spitzenduo hat bei der K-Frage keine Eile

Annalena Baerbock und Robert Habeck - Bild: BÜNDNIS 90/Die Grünen
Annalena Baerbock und Robert Habeck - Bild: BÜNDNIS 90/Die Grünen

Die Probleme manch anderer Parteien mit ihrer Führungsspitze haben die Grünen nicht: Seit Januar 2018 sind Annalena Baerbock und Robert Habeck die unumstrittenen Chefs. Das populäre Spitzenduo wird auch auf dem anstehenden Bundesparteitag – bei dem es um ein neues Grundsatzprogramm geht – im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Die viel gestellte Frage nach der Grünen-Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl soll aber erst im nächsten Juni beantwortet werden.

Annalena Baerbock:

Als Klimaschutz-Expertin deckt die 39-Jährige in der Parteispitze das grüne Kernthema ab. Sie kämpft für eine radikale Klimapolitik und warnt zugleich davor, „Öko gegen Sozial“ auszuspielen. Baerbock gelangte über Stationen in Straßburg und Brüssel nach Potsdam. Sie präsentiert sich als basisnahe Kämpferin, die für den Kohleausstieg „raus auf die Straße“ will, aber auch das Gespräch mit Kohlekumpels sucht.

An ihrem Wohnort Potsdam engagiert sich die Mutter von zwei kleinen Töchtern in einem Flüchtlingshilfeverein. Die am 15. Dezember 1980 in Hannover geborene Politikwissenschaftlerin war von 2009 bis 2013 Landesvorsitzende der Grünen in Brandenburg, bevor sie in den Bundestag einzog. 

Bei den gescheiterten Jamaika-Sondierungen Ende 2017 machte sich die ehemalige Trampolinturnerin nicht nur in der Klima-, sondern auch in der Europapolitik einen Namen. In der Jamaika-Arbeitsgruppe Europa saß auch Habeck, beide arbeiteten dort erstmals zusammen – schon wenig später, im Januar 2018, übernahmen sie die Führung der Partei. 

Baerbock wird gern als das „eigentliche Machtzentrum“ bei den Grünen beschrieben. Die Ankündigung ihrer ersten Kandidatur für den Parteivorsitz hatte noch manche überrascht. Doch bei ihrer Wiederwahl vor einem Jahr stellte sie eindrucksvoll unter Beweis, wie hoch ihr Rückhalt in der Partei ist: Ein Ergebnis von 97,1 Prozent hatte bei den Grünen zuvor noch niemand bei einer Vorsitzendenwahl erreicht.

Robert Habeck:

Als der 51-Jährige vor knapp drei Jahren Parteichef wurde, feierte ihn die Basis wie einen Politstar. Damals wurde extra für Habeck die Satzung geändert, so konnte er neben dem Parteivorsitz übergangsweise sein Amt als Umweltminister in Schleswig-Holstein behalten. 

Der am 2. September 1969 in Lübeck geborene Habeck wird gerne als Vordenker der Partei bezeichnet, leistet sich aber gelegentliche Fauxpas im politischen Alltag. Anfang 2019 meldete er sich nach einer, so Habeck, „bescheuerten“ Aussage über Thüringen bei Twitter sowie wegen des Diebstahls privater Daten bei Facebook ab.

Habeck ist politischer Spätstarter. Sein „erstes politisches Erinnern“ habe mit dem Reaktorunglück in Tschernobyl 1986 begonnen, da war er 16 Jahre alt. Bei den Grünen stieg Habeck erst 2002 ein, er engagierte sich im Kreisverband Schleswig-Flensburg. Viele Jahre war er gemeinsam mit seiner Frau als Schriftsteller erfolgreich.

2004 wurde der Vater von vier Söhnen Grünen-Landeschef in Schleswig-Holstein, 2009 zog er erstmals in den Kieler Landtag ein. Von 2012 bis 2018 war er Landesminister für Energiewende, Landwirtschaft und Umwelt, erst in einem Bündnis mit SPD und SSW, dann in einer Jamaika-Regierung mit CDU und FDP.

Bei der Kür der Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2017 unterlag Habeck knapp Cem Özdemir. Als dessen Nachfolger an der Grünen-Spitze startete der promovierte Philosoph dann richtig durch. Die Klimaproteste mit Großdemonstrationen und Schülerstreiks verschafften den Grünen zwischenzeitlich Spitzen-Umfragewerte, manch einer sah Habeck schon als kommenden Kanzler. 

Dass Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann seinen Parteikollegen vor einem Jahr öffentlich als kanzlerfähig bezeichnete, dürfte nicht nur die Anhänger Baerbocks verstimmt haben. Doch dem Grünen-Spitzenduo gelingt es weiterhin, die K-Frage offen zu halten. „Wir wollen diesen Teamgedanken, dieses Doppel-Play durchhalten“, sagte Habeck kürzlich in der ARD-Talkshow „Hier spricht Berlin“. Fragen nach der Kanzlerkandidatur störten da nur.

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