Der deutsche Leitindex Dax soll wachsen

Frankfurter Börse
Frankfurter Börse

Der deutsche Leitindex Dax könnte bald sein Gesicht verändern: Die Deutsche Börse in Frankfurt am Main veröffentlicht am Dienstag die Ergebnisse ihrer Marktumfrage zu umfassenden Reformvorschlägen. Auf dem Tisch liegen die Erweiterung des Dax auf 40 gelistete Unternehmen sowie strengere Qualitätskriterien. So sollen Waffenproduzenten unter bestimmten Bedingungen aus dem Index ausscheiden – das könnte den Flugzeugbauer Airbus treffen. Ein Überblick:

DAX-VERGRÖSSERUNG

Der Änderungsvorschlag, den die Deutsche Börse Anfang Oktober den Marktteilnehmern vorlegte, sieht eine Erweiterung des Dax von bisher 30 auf künftig 40 Unternehmen vor. Gleichzeitig schlug die Börse vor, den MDax der mittelgroßen Unternehmen von 60 auf 50 Titel zu verkleinern. Der Leiter der Börse, Theodor Weimer, sagte zum Start der Befragung, er würde eine Ausweitung des Dax begrüßen.

STRENGERE QUALITÄTSRICHTLINIEN

Neben einer Größenänderung werden strengere Regeln für den Dax vorgeschlagen: Demnach sollen unter anderem nur noch nachweislich profitable Unternehmen in den Leitindex aufgenommen werden und statt eines bestimmten Börsenumsatzes eine Mindestliquidität aufweisen müssen. Die fristgerechte Abgabe von Jahres- und Quartalsberichten soll verpflichtend sein – sonst droht der Ausschluss. 

Die Zusammensetzung der Börsenindizes soll außerdem künftig regulär alle sechs Monate statt einmal jährlich überprüft werden – „um Veränderungen in der Kapitalmarktlandschaft schneller auch im Dax umsetzen zu können“.

WAFFENHERSTELLER VOR DEM AUS

Für die großen Indizes Dax, M-Dax und S-Dax ist laut Deutscher Börse vorgesehen, dass Unternehmen „mit Umsätzen von mehr als zehn Prozent mit umstrittenen Waffen“ ausgeschlossen werden. Wenn diese Regel durchgesetzt wird, würde Medienberichten zufolge Airbus aus dem MDax ausgeschlossen. Das Unternehmen erzielt mit seiner Rüstungssparte Defence & Space, die unter anderem den Eurofighter herstellt, mehr als zehn Prozent seines Umsatzes. Ohne die neue Regel wäre Airbus auf jeden Fall dabei, wenn der Dax 30 mit der Reform auf 40 Unternehmen vergrößert würde. 

KRITIK

Die Rüstungsindustrie wehrt sich gegen die Verschärfung. „Für uns ist es unverständlich, dass Unternehmen, die im öffentlichen Auftrag und in vollem Einklang mit geltendem internationalen Recht agieren, den Zugang zu Dax-Indizes verlieren sollen“, sagte Hans-Christoph Atzpodien, Hauptgeschäftsführer des Rüstungsindustrieverbandes BDSV, dem „Handelsblatt“. Sicherheit lasse sich nur aufrechterhalten, wenn die Sicherheitsorgane entsprechend ausgerüstet seien. Waffen für diesen Zweck seien also nicht nur mit Nachhaltigkeit vereinbar, sie trügen dazu bei, sie zu ermöglichen, argumentierte Atzpodien.

SO GEHT ES WEITER

Die Umfrage unter allen relevanten Marktteilnehmern lief bis zum 4. November. Ergebnisse und etwaige Folgen für die Dax-Familie will die Deutsche-Börse-Tochter Qontigo bis Dienstag veröffentlichen. Änderungen sollen frühestens für die Überprüfung ab März 2021 wirksam werden.

Anzeige



Anzeige

Avatar-Foto
Über Redaktion des Nürnberger Blatt 44940 Artikel
Hier schreiben und kuratieren die Redakteure der Redaktion des Nürnberger Blatt