Diego Maradona: Fußballgott im ewigen Kampf gegen die eigenen Dämonen

Bild: glomex

Unbestritten gehörte Diego Armando Maradona zu den größten Fußballspielern aller Zeiten. Doch mit seinem Leben voller Ruhm kam der argentinische „Fußballgott“ nie so richtig zurecht: Ständig kämpfte er gegen die Schattenseiten des Lebens, vor allem gegen seine Drogensucht. Am Mittwoch starb der Weltmeister von 1986 im Alter von 60 Jahren in seiner Heimat an einem Herzstillstand.

Bis zuletzt wurde der frühere Weltmeister nicht nur in Argentinien über alle Maßen verehrt, obwohl der in einem armen Vorort von Buenos Aires geborene Maradona kaum einen Skandal ausließ, um seine eigene Legende zu zerstören. Auf seine tiefen Stürze folgte jedoch immer wieder die Auferstehung und in Argentinien war der einstige Dribbelkönig ein Nationalheiliger.

Nach gescheiterten Comebacks, Flops als Fußballtrainer und unzähligen Entziehungskuren wegen seiner Kokain-Sucht arbeitete Maradona zuletzt als Trainer des argentinischen Fußballclubs Gimnasia y Esgrima La Plata. 

Für seine Verhältnisse eine kleine Aufgabe. 2010 hieß diese noch: Argentinien erneut zum Weltmeistertitel zu führen – als Trainer. Ein erneuter Titel, das war sein Traum, und der Traum des ganzen Landes. Doch die Albiceleste ging 0:4 in Südafrika gegen Deutschland unter. Maradonas Vertrag wurde nicht verlängert. 

1986 hatte Maradona Argentinien als Mannschaftskapitän in Mexiko zum WM-Titel geführt, es war der Höhepunkt seiner Zeit als Fußballer. Im Spiel gegen England schoss er jene zwei Tore, für die er noch heute so berühmt wie berüchtigt ist: jenes, bei dem er in einem grandiosen Sololauf über den ganzen Platz die halbe englische Mannschaft überspielte; und jenes weniger rühmliche, bei dem er den Ball mit der Hand über den englischen Torhüter bugsierte. Nicht er sei es gewesen, sondern „die Hand Gottes“ habe ihm geholfen, sagte er hinterher.

Vielen galt dieser Ausspruch als Symbol dafür, dass Maradona langsam jeden Kontakt zur Realität verlor. In den 90er Jahren dann geriet sein Leben zunehmend aus den Fugen. Bei der Fußball-WM in den USA 1994 wurde der damals 33-Jährige zum zweiten Mal in seiner Karriere des Dopings überführt. 

Jahrelang kämpfte er mit Drogen- und Alkoholproblemen, mehrere Entziehungskuren scheiterten. 2000 und 2004 wurde er mit einem Herzinfarkt in die Klinik eingewiesen, Grund soll jeweils eine Überdosis Kokain gewesen sein. Wegen schweren Übergewichts ließ er sich 2005 einen Magen-Bypass legen. Und auch zuletzt hatte er immer wieder gravierende Probleme: Erst Anfang November musste ihm im Krankenhaus ein Blutgerinnsel aus dem Gehirn entfernt werden. Die Entlassung verzögerte sich wegen „Verwirrung“ und „Entzugserscheinungen“, wie sein Arzt mitteilte.

Wegen seiner großen Beliebtheit hatte Maradona zwischenzeitlich auch eine eigene Fernsehshow, in der er Prominente interviewte. Einer der Gäste war der damalige kubanische Staatschef Fidel Castro, mit dem er befreundet war und dessen Konterfei er sich auf den linken Oberschenkel tätowieren ließ. Eine Tätowierung mit dem Gesicht des aus Argentinien stammenden Revolutionärs Ernesto „Che“ Guevara prangte zudem auf seiner rechten Schulter.

Maradona, dem „Fußballgott“, wurde in seiner Heimat sogar eine Kirche gewidmet: Die Maradona-Kirche verehrt ihren Helden als Fußball-Messias, ihr gehören weltweit angeblich hunderttausende Fans an. Sie hat ihre eigene Zeitrechnung, die mit Maradonas Geburtsjahr 1960 beginnt, ihre eigenen zehn Gebote und betet das „Diego unser“.

„Ich bin schwarz oder weiß, ich werde in meinem Leben nie grau sein“, sagte der Fußballstar einst. So hat Maradona gelebt, so bleibt er in Erinnerung. 

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