Im Konflikt um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach sind nach Angaben Armeniens bei aserbaidschanischen Raketenangriffen drei Zivilisten getötet worden. Wie eine Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums auf Twitter mitteilte, wurde in der Nacht zum Freitag ein Wohngebiet in der Regionalhauptstadt Stepanakert angegriffen. Auch auf die strategisch wichtige Stadt Schuscha wurde demnach geschossen.
Auch das aserbaidschanische Verteidigungsministerium meldete am Morgen Angriffe auf die Stadt Terter sowie zwei weitere Dörfer. Die aserbaidschanische Region Goranboi sei ebenfalls beschossen worden.
Die Truppen der selbsternannten Republik Berg-Karabach teilten auf Twitter mit, die Kämpfe fänden „entlang der wichtigsten Frontlinien“ statt. „Mehrere Angriffe aserbaidschanischer Einheiten auf Schuscha wurden ebenfalls zurückgeschlagen“, fügten die pro-armenischen Kämpfer hinzu. Sie betonten, die Situation „vollständig unter Kontrolle“ zu haben.
Erst am Montag hatte die UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet Armenien und Aserbaidschan vor Kriegsverbrechen im Konflikt um Berg-Karabach gewarnt. Beide Seiten hätten die Pflicht, den Tod von Zivilisten und die Zerstörung ziviler Infrastruktur zu verhindern oder zumindest zu minimieren.
Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er Jahren ein Krieg mit 30.000 Toten. Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.
Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die umstrittene Kaukasus-Region war Ende September wieder voll entbrannt. Seit Beginn der Kämpfe wurden nach offiziellen Angaben beider Konfliktparteien mehr als 1200 Menschen getötet. Tatsächlich dürfte die Zahl der Toten aber deutlich höher liegen.