Dschihadistenmiliz Islamischer Staat reklamiert Anschlag in Wien für sich

Bild: glomex

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag in Wien mit vier Toten für sich reklamiert. Ein „Soldat des Kalifats“ sei für die tödlichen Schüsse in der Nähe einer Synagoge und der Oper verantwortlich, hieß es in einer am Dienstag im Messengerdienst Telegram veröffentlichten Erklärung. Unter den Todesopfern ist nach Angaben des Auswärtigen Amts auch eine Deutsche. 

Der Angreifer hatte am Montagabend in einem Ausgehviertel in Wien auf Barbesucher und Restaurantangestellte geschossen und vier Menschen getötet und 22 weitere verletzt, bevor er von Polizisten erschossen wurde. 

Es sei nun „traurige Gewissheit“, dass sich unter den Getöteten auch eine deutsche Staatsbürgerin befinde, erklärte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Dienstag. Wie die Wiener Krankenhausgesellschaft mitteilte, wurden 15 Verletzte am Dienstag weiterhin stationär behandelt, drei von ihnen befinden sich demnach in einem kritischen Zustand.

Bei dem erschossenen Täter handelt es sich nach den Worten von Österreichs Innenminister Karl Nehammer um den aus Nordmazedonien stammenden Kujtim Fejzulai. Der 20-Jährige IS-Anhänger habe versucht, zum Dschihad nach Syrien zu reisen und wurde aus diesem Grund im April vergangenen Jahres zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Anfang Dezember wurde der Mann mit nordmazedonischem und österreichischem Pass demnach vorzeitig aus der Haft entlassen.

Dem Angreifer gelang es offenbar, eine erfolgreiche Teilnahme an einem De-Radikalisierungprogramm vorzutäuschen. Bei seinen Bewährungshelfern habe er sich „besonders bemüht“. Nachdem in den ersten Stunden nach dem Anschlag zunächst Unklarheit über die Zahl der Angreifer geherrscht hatte, sagte Nehammer am Dienstag, es gebe derzeit keinen Hinweis auf einen zweiten Täter. 

In Wien und Niederösterreich wurden laut Innenministerium 18 Hausdurchsuchungen im Umfeld des Täters vorgenommen und 14 Menschen vorläufig festgenommen. Zudem meldete die Schweiz zwei Festnahmen im Zusammenhang mit dem Anschlag. Die beiden 18 und 24 Jahre alten Schweizer seien in Winterthur in Gewahrsam genommen worden, teilte die Polizei mit.

In Österreich soll bei einer dreitägigen Staatstrauer der Opfer gedacht werden. Am Dienstagmittag fand eine landesweite Schweigeminute statt, gleichzeitig läuteten die Kirchenglocken.

Österreichs Regierungschef Sebastian Kurz sagte, der Angriff sei „eindeutig ein islamistischer Anschlag“ gewesen. „Es ist ein Kampf zwischen Zivilisation und Barbarei, und diesen Kampf werden wir mit aller Entschlossenheit führen“, sagte Kurz bei einer Ansprache in Wien. Der oder die Täter hätten aus „Hass auf unsere Grundwerte, aus Hass auf unser Lebensmodell, aus Hass auf unsere Demokratie“ gehandelt. Es handele sich um einen Angriff, „der in Wahrheit uns allen gegolten hat“. 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte, „der Kampf gegen den islamistischen Terror ist unser gemeinsamer Kampf“. In einem Kondolenztelegramm an Kurz sagte sie dem Nachbarland Unterstützung zu: „Ganz Deutschland steht in Anteilnahme und Solidarität an der Seite Ihres Landes.“ 

Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zeigte sich entsetzt über den Anschlag. „Ich verurteile diesen barbarischen Terrorakt auf das Schärfste“, erklärte er. Außenminister Maas betonte: „Wir müssen den Tätern jetzt klar zeigen: ihr werdet euer Ziel, die Spaltung unserer Gesellschaft, niemals erreichen.“

EU-Ratspräsident Charles Michel erklärte, die Tat habe sich gegen „das Leben und unsere menschlichen Werte“ gerichtet. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen twitterte, Europa stehe „in voller Solidarität an Österreichs Seite“. 

An der deutsch-österreichischen Grenze galt bei den Kontrollen nach Angaben der Bundespolizei „erhöhte Wachsamkeit“. Großbritannien rief derweil als Reaktion auf die jüngsten Anschlage in Europa die zweithöchste Terrorwarnstufe aus.

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