Es war eine Premiere in der Geschichte der Raumfahrt, als Bob Behnken und Doug Hurley Ende Mai als erste Astronauten überhaupt mit einer „Crew Dragon“-Raumkapsel des Privatunternehmens SpaceX zur Internationalen Raumstation ISS flogen. Mit dem Start einer Rakete mit vier Astronauten zu einer ISS-Langzeitmission etabliert sich SpaceX nun als Dienstleister der Nasa und macht die US-Raumfahrtbehörde unabhängiger von russischen Raketen.
Die Erfolgsgeschichte von SpaceX begann 2002, als der damals 31 Jahre alte PayPal- und Tesla-Mitbegründer Elon Musk hundert Millionen Dollar seines Vermögens in die Firma steckte. Der Südafrikaner bewies damit ein gutes Gespür, denn 2011 stellte die US-Raumfahrtbehörde Nasa ihr eigenes Shuttle-Programm ein.
Nach drei gescheiterten Startversuchen in den Jahren 2006 bis 2008 schaffte es SpaceX am 28. September 2008 als erstes Privatunternehmen, eine Rakete erfolgreich in die Erdumlaufbahn zu bringen. Im selben Jahr schloss SpaceX mit der Nasa einen Vertrag über zunächst zwölf Transportflüge zur ISS ab. Der Deal sorgte für großes Aufsehen, zumal SpaceX damals gerade einmal rund 80 Mitarbeiter hatte und sein direkter Konkurrent Boeing schon lange im Luftfahrtgeschäft ist.
Im Mai 2012 gelang SpaceX der erste Versorgungsflug und damit die erste Privatmission zur ISS. Im Dezember 2015 schaffte es SpaceX erstmals, die erste Stufe einer Falcon-9-Rakete nach ihrem Flug ins All wieder auf der Erde landen zu lassen. Im Frühjahr 2016 klappte das auch mit einer schwimmenden Plattform im Ozean als Landeplatz. Die nun mögliche Wiederverwendung von Raketen bietet ein enormes Potenzial für Kostensenkungen in der Raumfahrt.
SpaceX kennt aber auch Rückschläge. So verlor das Unternehmen im Juni 2015 bei einer Explosion kurz nach dem Start eine Falcon-9-Rakete samt Dragon-Raumkapsel. Gwynne Shotwell, die SpaceX mit aufgebaut hat und seit 2008 Präsidentin und leitende Geschäftsführerin des Unternehmens ist, versteht solche Rückschläge allerdings als Chance. „Man muss diese harten Lektionen lernen“, sagte sie einmal. Aus ihrer Sicht schrecken andere in der Raumfahrtindustrie zu sehr „vor dem Scheitern in der Entwicklungsphase“ zurück.
Shotwell kann sich Ratschläge erlauben. SpaceX hat mittlerweile rund 8000 Mitarbeiter und macht sich Hoffnungen auf eine wichtige Rolle bei der Rückkehr von US-Astronauten auf den Mond.
Davon abgesehen macht SpaceX bereits Umsätze mit kommerziellen Flügen ins All: In den vergangenen drei Jahren brachte das Unternehmen mehr Raketen mit Satelliten ins All als das etablierte europäische Raumfahrtunternehmen Arianespace. Und auch im Weltraumtourismus sieht SpaceX Entwicklungschancen.
Produktionsort von SpaceX ist Hawthorne nahe Los Angeles. Dass das Unternehmen dort alles unter einem Dach produziert und auf lange Lieferketten verzichtet, spart Kosten. Auch deswegen ist SpaceX als Partner in der Raumfahrt attraktiv. Und SpaceX-Chef Musk hat große Pläne: Nach dem erfolgreichen Start der bemannten Mission im Mai sagte er: „Das ist hoffentlich der erste Schritt auf dem Weg zu Zivilisation auf dem Mars.“
Zunächst einmal aber sind für kommendes Jahr zwei weitere bemannte SpaceX-Flüge für die Nasa geplant sowie vier unbemannte Versorgungsflüge zur ISS in den kommenden 15 Monaten.