Ermittlungen zu Juwelendiebstahl aus Grünen Gewölbe enden im Berliner Clanmilieu

Berliner Polizei
Berliner Polizei

Knapp ein Jahr nach dem spektakulären Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden haben die Ermittler mehrere Verdächtige aus dem Berliner Clanmilieu identifiziert und festgenommen. Mehr als 1600 Beamte rückten am Dienstag zu einer Großrazzia in der Hauptstadt aus, wie die Staatsanwaltschaft und die Polizei in Dresden mitteilten. Drei Beschuldigte wurden bei den Durchsuchungen gefasst, nach zwei weiteren flüchtigen Männern wurde öffentlich gefahndet. 

Bei den fünf Verdächtigen handelt es sich demnach um Männer im Alter von 21 bis 26 Jahren mit deutscher Staatsangehörigkeit, die dem Berliner Clanmilieu zuzurechnen sind. Laut einem Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft gehören sie zur einschlägig bekannten Familie Remmo. Einige ihrer Mitglieder waren bereits 2017 an einem Diebstahl einer hundert Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum beteiligt und wurde dafür im Februar 2020 verurteilt.

Auch Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) bestätigte „Bezüge zur Clankriminalität“. Die Durchsuchungen und die Festnahmen seien ein großer Erfolg, der die Arbeit der Ermittler in Berlin und Sachsen belohne. Es sei zugleich „ein weiteres Signal in die Szene“. Niemand könne sich über den Staat und seine Regeln hinwegsetzen. „Der Rechtsstaat ist das Maß der Dinge“, erklärte Geisel.

Für den Einsatz zogen die Ermittler Spezialkräfte des Bundes und aus insgesamt sieben Bundesländern zusammen, der Schwerpunkt lag im Berliner Bezirk Neukölln. Durchsucht wurden 18 Objekte, vor allem Wohnungen. Dazu kamen Garagen und Autos. Gesucht wurden nach Behördenangaben auch nach den geraubten historischen Kunstschätzen sowie Beweismitteln wie Bekleidung, Werkzeugen oder elektronischen Speichermedien. Angaben zu möglichen Funden gab es zunächst nicht.

Die Einbrecher waren Ende November 2019 durch ein Fenster in das Grüne Gewölbe im Residenzschloss der sächsischen Hauptstadt eingedrungen. Binnen wenigen Minuten stahlen sie aus einer Vitrine historischen Juwelenschmuck aus dem 18. Jahrhundert von großem Wert. Anschließend flohen sie mit einem Auto, das sie später in Brand setzten. Der Coup löste international große Aufmerksamkeit aus. Eine Sonderkommission ermittelt seitdem.

Die drei festgenommenen Männer im Alter zwischen 23 und 26 Jahren wurden unmittelbar nach der Razzia nach Dresden gebracht, wo sie am Dienstagnachmittag einem Haftrichter vorgeführt wurden. Die beiden weiteren Verdächtigen im Alter von 21 Jahren hätten nicht angetroffen werden können, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Daraufhin wurde eine Öffentlichkeitsfahndung eingeleitet, bei der auch Fotos der beiden jungen Beschuldigten verbreitet wurden.

Allen Verdächtigen werden schwerer Bandendiebstahl und Brandstiftung vorgeworfen. Letzterer Vorwurf bezieht sich auf die Brandlegung an einem Stromverteilerkasten in der Nähe des Museums im Zusammenhang mit der Tat sowie das Anzünden des Fluchtfahrzeugs. Auf die Spur der Verdächtigen führte nach Angaben des Staatsanwaltssprechers die akribische Auswertung von Kamerabildern und anderen Spuren.

Durch Überwachungsaufnahmen aus dem Residenzschloss und dessen Umgebung hätten das Tatgeschehen und die Vorbereitungshandlungen der Verdächtigen „recht gut rekonstruiert“ werden, erläuterte der Sprecher. Auch die Sicherung von Spuren in dem Museum habe gute Ergebnisse erbracht. Wichtig sei zudem die Identifizierung eines zweiten Fluchtwagens gewesen, den die Ermittler gefunden hätten.

Dabei handelte es sich laut Sprecher um eine „hochmotorisierten“ Oberklassewagen, den die Täter in „Taxioptik“ umgestaltet und damit getarnt hatten. Auch darin seien Spuren gefunden worden, die zu den Verdächtigen geführt hätten. Weitere Ergebnisse der Durchsuchungen lagen zunächst noch nicht vor. Die Maßnahmen liefen noch.

Vertreter der sächsischen Regierung und der staatlichen Dresdner Kunstsammlungen reagierten erleichtert auf die Festnahmen und die Durchsuchungen. „Jetzt endlich dürfen wir Hoffnung haben, die gestohlenen Juwelen zurückzubekommen“, erklärte Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) in Dresden. Sie danke den Ermittlern für ihren „großen Einsatz“ bei den „akribischen Ermittlungen“. Sie hoffe nun auch auf neue Erkenntnisse zum Verbleib der Juwelen.

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