Die EU-Kommission hat die Gespräche über die Lieferung eines Corona-Impfstoffs mit den Pharmafirmen Biontech und Pfizer abgeschlossen. Ein fester Vertrag solle „in den kommenden Tagen unterzeichnet“ werden, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides am Dienstag. Die Kommission bekräftigte, dass die EU-Staaten gemäß ihrem Bevölkerungsanteil Impfstoff zugewiesen bekommen sollen. Rechnerisch wären dies für Deutschland bei dem Mittel von Pfizer und Biontech maximal 56 Millionen Dosen.
Das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer hatten am Montag erklärt, ihr Impfstoff sei zu über 90 Prozent wirksam. Sie wollen nun in der kommenden Woche in den USA eine beschleunigte Genehmigung für die Zulassung beantragen.
In einem Vorvertrag mit den beiden Unternehmen hat sich die EU-Kommission 200 Millionen Dosen gesichert. Für weitere 100 Millionen gibt es eine Option. Pro Impfung sind zwei Dosen des Impfstoffs nötig.
Er gehe davon aus, dass Deutschland „bis zu 100 Millionen“ Dosen erhalten werde, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Ein Sprecher der EU-Kommission bekräftigte auf AFP-Anfrage, dass bei der Verteilung des Impfstoffs weiterhin der Anteil an der EU-Bevölkerung einziges Kriterium sei. Dies sei aus Sicht Brüssels das einzig „faire Kriterium“.
Deutschlands Bevölkerungsanteil in der EU liegt nach Daten der Statistikbehörde Eurostat in diesem Jahr bei 18,6 Prozent. Bei 200 Millionen Dosen stünden der Bundesregierung damit rechnerisch gut 37 Millionen Dosen zu. Gibt es einschließlich der Option bis zu 300 Millionen Dosen, wären es knapp 56 Millionen Dosen.
Der Kommissionssprecher betonte auch, Mitgliedstaaten hätten sich darauf verständigt, „keine Parallelverhandlungen“ mit Pharmaunternehmen zu führen. „Dieses Vorgehen wurde durch die EU-Gesundheitsminister unterstützt.“
Am Mittwoch wird die EU-Kommission laut dem Sprecher bei ihrer wöchentlichen Sitzung abschließend entscheiden, ob sie den Vertrag schließt. Danach müsse dieser Beschluss juristisch umgesetzt werden. EU-Kommissarin Kyriakides ging von „zwei oder drei weiteren Tagen“ bis zur Unterzeichnung des Vertrags mit Biontech und Pfizer aus.
Die Kommission hat bisher mit drei Unternehmen feste Lieferverträge geschlossen: Johnson&Johnson, Sanofi-GSK und AstraZeneca. Dabei geht es um die Lieferung von jeweils 300 Millionen Impfdosen, im Falle von AstraZeneca gibt es zudem eine Option auf 100 Millionen weitere. Nun kämen Pfizer-Biontech hinzu. Vorgespräche hat Brüssel auch mit den Herstellern CureVac und Moderna abgeschlossen.
Wann größere Mengen des Impfstoffs in Europa zur Verfügung stehen werden, ist offen. Auch bei Pfizer-Biontech müsse die europäische Arzneimittelbehörde Ema noch weitere Tests vornehmen, hieß es am Montag aus EU-Kreisen. Eine Zulassung in Europa sei daher frühestens „Anfang kommenden Jahres“ realistisch. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte Ende Oktober gesagt, sie rechne frühestens im April mit größeren Mengen Impfstoff.