Der Islam-Experte Ahmad Mansour hat die bisherige Imam-Ausbildung in Deutschland als mangelhaft kritisiert. Die Idee sei „gut“, Imame auszubilden, die in Deutschland sozialisiert worden seien und deshalb „die Jugendlichen, ihre Anliegen und ihre Sprache gut kennen. Aber bei der Umsetzung hapert es“, sagte Mansour dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwochsausgaben).
„Um den Widerspruch zwischen islamischen und demokratischen Werten aufzulösen, muss die theologische Grundlage deutlich werden“, führte Mansour aus. „Sonst bleibt es bei Symbolpolitik.“ Die Imam-Ausbildung hatte im Mittelpunkt der Islamkonferenz unter Leitung von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Dienstag gestanden.
Mansour kritisierte die Themensetzung der Konferenz als nicht aktuell genug. Die Themen Radikalisierung und Meinungsfreiheit hätten seiner Ansicht nach in den Mittelpunkt gestellt werden müssen: Nach dem Mord an dem französischen Lehrer Samuel Paty, und den jüngsten Anschlägen von Nizza, Dresden und Wien hätte diese Themensetzung „auf der Hand liegen müssen“.
Die Plattform der Islamkonferenz hätte genutzt werden müssen, „um die Debatte von den Mahnwachen und Sonntagreden in die islamische Gemeinde zu bringen“, monierte Mansour.
Seehofer hatte bei der Konferenz allerdings die Bedeutung der Muslime in Deutschland für den Kampf gegen den islamistischen Terrorismus betont. Der Innenminister appellierte an alle Imame und „andere Autoritäten“ der deutschen Muslime: „Kämpfen Sie bitte mit allen Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen diese Fanatiker.“
Die Imam-Ausbildung in Deutschland nannte Seehofer „einen Beitrag zur Prävention“ gegen Islamismus. Mehrere muslimische Dachverbände haben hierzulande bereits eigene Ausbildungsstätten. Nächstes Jahr soll ein neues, unabhängiges Islamkolleg in Osnabrück seine Arbeit aufnehmen.
Die im Jahr 2006 gegründete Deutsche Islam-Konferenz (DIK) soll einen regelmäßigen Dialog mit muslimischen Vertretungen in Deutschland sicherstellen.