Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat erstmals eine Lockerung der strengen Corona-Auflagen angekündigt. Ab Samstag sollen alle Geschäfte in Frankreich unter Hygiene-Auflagen wieder öffnen, wie der Staatschef am Dienstagabend in einer Fernsehansprache sagte. Zudem können die Bürger ihre Häuser wieder länger verlassen. „Wir haben die Ausbreitung des Virus gebremst“, sagte Macron. Restaurants bleiben dagegen voraussichtlich bis zum 20. Januar geschlossen.
Die allgemeinen Ausgangsbeschränkungen für die Franzosen sollen nach Macrons Worten am 15. Dezember enden, wenn die Infektionszahlen weiter sinken. Sie werden von einer Sperrstunde zwischen 21 Uhr und sieben Uhr morgens abgelöst.
An Heiligabend und Silvester können sich die Menschen nach seinen Worten aber frei bewegen. Auch Reisen zur Familie sollen zu Weihnachten unbegrenzt erlaubt sein.
Bereits ab Samstag wird der Bewegungsradius größer: Die Franzosen dürfen sich dann wieder drei Stunden täglich im Umkreis von 20 Kilometern um ihre Wohnung bewegen. Bisher war nur eine Stunde im Radius von einem Kilometer erlaubt, wenn kein triftiger Grund vorlag wie ein zwingender Arztbesuch oder die Fahrt zur Arbeitsstätte.
Auch Gotteshäuser können ab dem Wochenende wieder öffnen, Messen sind aber nur mit maximal 30 Gläubigen erlaubt. Für Kinos, Theater und Museen ist die Wiedereröffnung für den 15. Dezember vorgesehen.
Alle Bürger zusammen hätten „Leben gerettet“, betonte Macron. Er dankte insbesondere den Gesundheitskräften für ihren Einsatz. Seit Verhängung des neuen Lockdowns vor dreieinhalb Wochen hatten sich die Infektionszahlen deutlich verlangsamt. Zu Wochenbeginn waren die Neuinfektionen erstmals seit Ende September wieder unter die Marke von 5000 binnen 24 Stunden gefallen, die Macron vor vier Wochen als Ziel ausgegeben hatte.
„Wir müssen alles tun, um eine dritte Welle und eine neue Ausgangssperre zu vermeiden“, sagte Macron. Er rief die Bürger auf, sich strikt an die Regeln zu halten und Kontakte so weit wie möglich einzuschränken. So bleibe Telearbeit vorerst das Mittel der Wahl.
Die Zahl der Todesfälle stieg unterdessen über die Marke von 50.000. Die Krankenhäuser meldeten laut Gesundheitsbehörde 458 weitere Todesfälle innerhalb von 24 Stunden. Die befürchtete Überlastung vieler Krankenhäuser war anders als im Frühjahr aber ausgeblieben.
Ab Ende Dezember rechnet Macron mit ersten Impfungen, zunächst für Risikogruppen. Verpflichtend sollen sie nach den Worten des Staatschefs aber nicht sein. In einer Umfrage hatten zuletzt fast 50 Prozent der Franzosen angegeben, sie wollten sich nicht impfen lassen.
Skeptisch äußerte sich Macron zur Öffnung der französischen Skigebiete unter anderem in den Alpen. Zu den Feiertagen am Jahresende scheine ihm dies „unmöglich“, sagte er.
Bars, Restaurants und Fitnessstudios sollen nach den Worten des Staatschefs wegen ihrer Schließung bis mindestens Januar zusätzliche Staatshilfen erhalten. Diese könnten sich unter bestimmten Bedingungen auf bis zu 20 Prozent ihres Umsatzes belaufen, sagte er.