Der frühere deutsche Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) hat mit Blick auf den sich abzeichnenden knappen Wahlausgang vor einer womöglich langen Hängepartie in den USA gewarnt. „Die USA als Land, das jetzt schon tief gespalten ist, auf Monate mit sich selbst beschäftigt zu sehen, das wäre schon ein Riesenproblem“, sagte Gabriel am Mittwoch im ZDF-„Morgenmagazin“.
Er verwies auf drängende Herausforderungen wie die Corona-Pandemie und die Nicht-Weiterverbreitung von Atomwaffen. Zudem würde eine Phase der Selbstbeschäftigung der USA „die freuen, die das Vakuum füllen wollen: China, Russland, die Türkei“, warnte Gabriel weiter. Dagegen sei Europa für diese Rolle „leider zu schwach“.
Mit Blick auf die Zitterpartie nach der US-Präsidentschaftswahl sagte Gabriel: „Die Wahl ist so knapp, wie viele sie vorhergesagt haben.“ Auch er selbst habe dies erwartet. Entscheidend sei jetzt das Ergebnis in den drei US-Bundesstaaten Wisconsin, Michigan und Pennsylvania – dort werde es darauf ankommen, „wie die Briefwahlen ausgehen“.
Gabriel machte deutlich, dass es für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den USA einfacher wäre, wenn am Ende der Demokrat Joe Biden vorne liegen würde. Zwar würden auch dann in den bilateralen Beziehungen „die Probleme bleiben“ und „es kommen dann nicht die guten alten Zeiten zurück. Biden sei aber „ein Mann, der Allianzen schätzt“, daher werde es mit ihm leichter „Möglichkeiten zu Kompromissen geben“. Auch würde ein Erfolg Bidens „eine Rückkehr zu einem gemeinsamen Fundament der Politik ermöglichen“.