Die EU-Gesundheitsbehörde (ECDC) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben vor einer Zunahme an unentdeckten HIV-Fällen in Osteuropa, Russland und Zentralasien gewarnt. Im vergangenen Jahr wurden einem Bericht der beiden Organisationen zufolge über 136.000 HIV-Fälle im Zuständigkeitsgebiet des Europa-Büros der WHO registriert, von denen 80 Prozent in den osteuropäischen Ländern auftraten. Die WHO und die ECDC forderten bessere Teststrategien zur Früherkennung.
„Trotz des derzeitigen Schwerpunkts unserer Aufmerksamkeit auf Covid-19 dürfen wir andere Themen der öffentlichen Gesundheit wie HIV nicht aus den Augen verlieren“, erklärte ECDC-Leiterin Andrea Ammon. Ungefähr die Hälfte der registrierten HIV-Fälle wurden laut WHO und ECDC in einem späten Stadium festgestellt. Eine späte Diagnose erhöhe jedoch das Risiko, an Aids zu sterben oder weitere Menschen mit HI-Virus anzustecken.
Das im Bericht genannte Gebiet umfasst 53 Länder, darunter die EU, Russland, die Ukraine, Kirgistan, Estland, Lettland und Litauen. In den vergangenen zehn Jahren hätten die neu diagnostizierten HIV-Fälle dort um rund 19 Prozent zugenommen, teilten die Organisationen mit und warnten, dass es immer mehr Menschen gebe, die mit dem Virus lebten und es nicht wüssten.
Im Gegensatz dazu sei in dem von der ECDC abgedeckten Gebiet – das nur die EU sowie Island, Liechtenstein und Norwegen umfasst – die Zahl der jährlichen HIV-Neudiagnosen um neun Prozent zurückgegangen.
Auch die Übertragungswege unterscheiden sich dem Bericht zufolge: Während im ECDC-Gebiet die sexuelle Ansteckung zwischen Männern als häufigste Ursache gilt, infizierten sich die Menschen in den östlichen Regionen am häufigsten mit dem Virus bei heterosexuellem Geschlechtsverkehr oder intravenösem Drogenkonsum.