Im Fall eines Corona-Ausbruchs in ihrem Betrieb sind Schlachthof-Mitarbeiter einem stark erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Das berichtete das Magazin „Spiegel“ am Freitag vorab unter Berufung auf eine Sonderauswertung des Bundesarbeitsministeriums, die sich wiederum auf Daten der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zu allen 42 bisher bekannt gewordenen Ausbrüchen in Unternehmen der Fleischbranche in Deutschland seit März bezog.
Der Anteil der Infizierten unter der Stammbelegschaft lag bei den Ausbrüchen demnach bei 2,2 Prozent, unter den betroffenen Werk- und Zeitvertragskräften sogar bei 4,9 Prozent. Der Anteil von Infizierten in der Gesamtbevölkerung lag im Vergleich bei nur 0,6 Prozent. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) drängte auf eine Verabschiedung eines von ihm vorlegten Gesetzentwurfs, der Werk- und Zeitverträge in der Fleischindustrie verbieten soll.
Im „Spiegel“ warf der Minister dem Koalitionspartner CDU/CSU vor, den Entwurf im parlamentarischen Verfahren zu bremsen. „Es geht um bessere Bedingungen für die Beschäftigten und nicht um die Interessen der Fleischlobbyisten“, sagte Heil. „Die Sache duldet keinen Aufschub, und niemand in der Koalition sollte sich jetzt vom Acker machen.“