Der neue Finanzminister der Türkei, Lütfi Elvan, hat einen Tag nach seiner Ernennung einen „marktfreundlichen“ Kurs angekündigt. Vor dem Parlament in Ankara sagte Elvan am Dienstag zudem, er werde die hohe Inflation im Land „entschlossen“ bekämpfen, mit Hilfe der Finanzpolitik und „allen zur Verfügung stehenden Mitteln“. Analysten schlossen daraus, dass Elvan eine Erhöhung der Leitzinsen akzeptieren würde.
Präsident Recep Tayyip Erdogan ist strikt gegen Zinserhöhungen; nach seiner Ansicht steigt damit die Inflation. Sie beträgt derzeit rund zwölf Prozent. Das ist mehr als doppelt so hoch wie das von der Regierung ausgegebene Ziel.
Nach Meinung von Ökonomen machen hohe Zinsen dagegen die Währung eines Landes attraktiver für Investoren; eine Zinserhöhung kann so den Kurs der Währung stützen. Die türkische Lira hat in den vergangenen Monaten dramatisch an Wert verloren. Am Montag war der Kurs nach dem überraschenden Rücktritt des bisherigen Finanzministers Berat Albayrak aber stark gestiegen. Albayrak ist der Schwiegersohn von Erdogan.
Sein Nachfolger Elvan sagte vor dem Parlament, die Türkei trete aktuell in eine „Phase der Erholung“ ein. Die Folgen der Corona-Pandemie würden geringer, „neue Gelegenheiten entstehen“. Die Regierung werde sich „in diesem Kontext auf eine marktfreundliche Transformation“ der Wirtschaft konzentrieren.
Einen Tag vor Albayraks Rücktritt hatte Erdogan den Chef der Zentralbank entlassen. Der neue Chef der Notenbank, Naci Agbal, wird kommende Woche die erste Sitzung des Zentralbankrates leiten. Sie hatte im September den Leitzins von 8,25 Prozent auf 10,25 Prozent angehoben, ihn im Oktober aber unverändert gelassen. Analysten spekulieren nun, der Leitzins könne in den kommenden Monaten auf bis zu 15 Prozent angehoben werden.