Die erneute Blockade von EU-Beitrittsgesprächen durch Bulgarien sorgt bei Nordmazedoniens Regierungschef Zoran Zaev für „viel Bitterkeit“. „Wir haben gezeigt, wie sehr wir an die europäischen Werte glauben“, sagte der 46-Jährige in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP in Skopje. „Und jetzt, wo Europa seine Werte zeigen sollte, waren sie nicht da.“
Zaev bezog sich auf den jahrelangen Namensstreit mit Griechenland, bei dem sein Land 2019 schließlich in die Bezeichnung „Republik Nordmazedonien“ eingewilligt hatte, um den Weg für eine Annäherung an die EU und zur Nato-Mitgliedschaft zu ebnen.
Anfang des Jahres hatten die EU-Staaten grünes Licht für Beitrittsgespräche mit Nordmazedonien und Albanien gegeben. Ein Rahmenabkommen für den konkreten Beginn und Ablauf der Gespräche hing aber zuletzt in der Schwebe, weil zwischen dem EU-Mitglied Bulgarien und Nordmazedonien ein Streit um die kulturelle Identität entbrannte.
Sofia verlangt von seinem Nachbarland, die bulgarischen Wurzeln seiner Sprache, seiner Bevölkerung und seiner Geschichte anzuerkennen. Nordmazedonien pocht seinerseits auf die Existenz einer nordmazedonischen Minderheit in Bulgarien.
Zaev sagte dazu, die mazedonische Identität auf diese Weise in Frage zu stellen markiere „eine rote Linie“. „Dies ist eine Frage der Selbstbestimmung“, die das Herz des europäischen Projekts sei. Der Streit sei aus seiner Sicht absurd.
Deutschland, das noch bis Ende des Jahres den Vorsitz im Rat der EU-Mitgliedstaaten innehat, hat sich zum Ziel gesetzt, in dieser Zeit die beschlossenen EU-Beitrittsgespräche zu starten. Die Namensänderung von Mazedonien zu Nordmazedonien war dabei eine Voraussetzung, weil das EU- und Nato-Mitglied Griechenland die Bezeichnung „Makedonien“ für seine eigene Region im Norden des Landes beansprucht.