Der erste afroamerikanische Kardinal, neue Würdenträger aus Ruanda und Brunei: Papst Franziskus baut das Kardinalskollegium weiter nach seinen Vorstellungen um. Am Samstag erhebt das Oberhaupt der Katholiken 13 Geistliche in den Kardinalsstand. Die Zeremonie findet wegen der Corona-Pandemie in abgespeckter Form statt und einige der Auserwählten sind nur per Videokonferenz zugeschaltet.
Von den 13 neuen Purpurträgern sind neun jünger als 80 Jahre. Sie wären somit bei der Wahl eines neuen Papstes stimmberechtigt. Zu ihnen zählt der Erzbischof von Washington, Wilton Gregory. Der 72-Jährige wird der erste Afroamerikaner sein, der in das Gremium der mächtigen Kirchenmänner einzieht. Er betrachte seine Ernennung als Zeichen der Wertschätzung für die afroamerikanische Gemeinschaft, sagte Gregory der Nachrichtenagentur AFP. Seine Ernennung mache ihn zu einem „symbolischen Individuum“, fügte er hinzu.
Gregory ist seit 18 Monaten Erzbischof in der US-Hauptstadt. Im Juni äußerte er offen Kritik an Präsident Donald Trump, als dieser inmitten der Anti-Rassismus-Proteste mit einer Bibel vor einer Kirche posierte. Auch mit seinem Engagement gegen sexuellen Missbrauch innerhalb der Kirche machte er sich einen Namen.
Gregory ist ohne Entourage nach Rom gereist, er wird nur von einem Assistenten begleitet. Wegen der Corona-Pandemie hat er sich vor der großen Zeremonie im Petersdom vorsorglich in Quarantäne begeben.
Zwei neue Kardinäle konnten wegen der Pandemie gar nicht erst anreisen: José Fuerte Advincula, der Erzbischof von Capiz auf den Philippinen, sowie der Bischofsvikar von Brunei, Cornelius Sim, dessen Ernennung viele Beobachter überrascht hatte.
Sie verfolgen die Zeremonie per Videoschalte. Ein päpstlicher Gesandter soll ihnen ihr Kardinalsbirett, den Ring und die Urkunde später in ihrem Heimatland überreichen. Auch viele ältere Kardinäle werden dem Konsistorium aufgrund der Pandemie fernbleiben.
Im Petersdom werden wegen der Corona-Auflagen viele Plätze leer bleiben. Nur rund hundert Gäste sind zugelassen. Auch die sogenannten Höflichkeitsbesuche, bei denen die neuen Kardinäle Glückwünsche entgegennehmen, entfallen. Am Sonntag feiert der Papst eine Messe mit den neuen Purpurträgern, an denen keine weiteren Gläubigen teilnehmen dürfen.
Der seit fast acht Jahren amtierende Papst Franziskus hat inzwischen die Mehrheit der Kardinäle bestimmt, die bei einer Papstwahl stimmberechtigt wären. Franziskus setzt bei der Ernennung immer auch auf Geistliche aus Regionen, die bislang nur schwach oder gar nicht in dem einflussreichen Kirchengremium vertreten sind.
Unter ihnen ist auch der Erzbischof von Kigali, Antoine Kambanda, der als erster Geistlicher aus Ruanda in den Kardinalsstand erhoben wird. Weitere Würdenträger stammen aus Chile, Mexiko und Malta. Der Papst wolle Geistliche mit unterschiedlicher Herkunft, Sprache und Kultur einbinden, sagt der Washingtoner Erzbischof Gregory. „Er hat deutlich gemacht, dass er ein Kardinalskollegium will, das die große Diversität der Kirche widerspiegelt.“