Als Reaktion auf die Strafmaßnahmen der EU gegen Russland wegen des Giftanschlags auf den Oppositionspolitiker Alexej Nawalny will Russland ranghohe deutsche und französische Regierungsmitarbeiter mit Gegensanktionen belegen. „Da Deutschland die treibende Kraft hinter den EU-Sanktionen war und die Sanktionen direkt ranghohe Mitarbeiter der Präsidialverwaltung der russischen Föderation betreffen, werden unsere Gegensanktionen dies widerspiegeln“, sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow am Donnerstag.
Der prominente Oppositionspolitiker Nawalny war im August auf einem Flug von Tomsk nach Moskau zusammengebrochen und nach einem Aufenthalt in einem sibirischen Krankenhaus in die Berliner Charité verlegt worden. Nach Erkenntnissen deutscher und anderer europäischer Experten war Nawalny mit einem Nervengift der Nowitschok-Gruppe vergiftet worden.
Nach Einschätzung der EU hätte der Giftanschlag auf Nawalny nicht ohne das Wissen und die Genehmigung staatlicher russischer Stellen stattfinden können. Im Oktober verhängte die EU Sanktionen gegen russische Funktionäre im engsten Umfeld von Staatschef Wladimir Putin, darunter der Vize-Chef der Präsidialverwaltung, Sergej Kirijenko. Nawalny selbst sagte, er gehe davon aus, dass Putin persönlich den Anschlag auf ihn bewilligte. Der Kreml hat dagegen jede Beteiligung an dem Anschlag bestritten.
Lawrow sagte am Donnerstag ohne Anführung von Belegen, Moskau habe „Grund zu glauben“, dass das Nervengift erst in Nawalnys Nervensystem gelangt sei, als dieser im Flugzeug nach Berlin transportiert wurde oder bereits in Deutschland gewesen sei. Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch erklärte, die Annahme, der Oppositionspolitiker könne in Deutschland vergiftet worden sein, sei die „idiotischste von allen“.
Nawalny befindet sich nach wie vor zur Behandlung in Deutschland, hat jedoch angekündigt, nach seiner vollständigen Genesung nach Russland zurückzukehren.