Angesichts deutlich zu niedriger Auslastungen der Lufthansa-Maschinen in der Corona-Pandemie wächst in der Bundesregierung laut einem „Spiegel“-Bericht die Sorge vor weiterem Finanzbedarf bei der Airline. Bereits vor der neuen Corona-Welle befand sich die Lufthansa nur bei einer Auslastung von 25 Prozent und damit unter den pessimistischen Annahmen in Berlin, wie das Magazin laut Vorabmeldung vom Freitag unter Berufung auf ein internes Papier der Bundesregierung berichtete.
Das Papier war demnach Grundlage für den Staatseinstieg bei dem Luftfahrtunternehmen. Das günstigere Szenario in dem Papier ging demnach davon aus, dass ab November die Hälfte der „angebotenen Sitzplatz-Kilometer“ wieder erreicht würde. Diese Annahme sei auch Grundlage für die Staatshilfe gewesen. Ein zweites Szenario ging von 32 Prozent aus.
In der Regierung wird es laut „Spiegel“ deshalb für möglich gehalten, dass der Konzern kommendes Jahr neues Geld brauchen könnte. Der Vorstand müsse daher das Unternehmen schrumpfen. Die Personalkosten würden den Konzern „auffressen, wenn nicht etwas dagegen unternommen“ werde, sagte ein Regierungsvertreter dem Magazin.
Wegen eines fehlenden Sanierungskonzepts gerät demnach auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr zunehmend in die Kritik von Beamten und Politikern. „Wenn die Lufthansa auf 10.000 Metern fliegen würde, wäre der ausgebildete Pilot Spohr der Richtige“, sagte laut „Spiegel“ ein hochrangiger Regierungsbeamter. „Aber gerade fliegt die Lufthansa auf 2000 Metern und die Bergspitzen sind verdammt nah.“
Dagegen stärkte Großaktionär Heinz Hermann Thiele dem Lufthansa-Chef den Rücken. „Carsten Spohr ist der richtige Mann in dieser schwierigen Situation“, sagte Thiele dem „Spiegel“. Doch auch der Großaktionär erhöhte den Druck und fordert „dringend ein tragfähiges Sanierungskonzept“. Entweder Vorstand und Gewerkschaften einigten sich im Rahmen der bestehenden Tarifverträge auf einen sozial verträglichen Abbau von 30.000 Stellen, „oder die Lufthansa muss die Tarifverträge kündigen“.
Thiele fordert zudem, alle Geschäftsbereiche, Tochtergesellschaften und Vermögenswerte müssten daraufhin überprüft werden, „ob durch einen Verkauf Geld eingespielt und ein Sanierungsbeitrag geleistet werden kann“.
Angesichts der massiven Corona-Einschränkungen in weiten Teilen Europas streicht unterdessen der britische Billigflieger Easyjet sein Angebot weiter zusammen. Die Flugkapazitäten werden im letzten Quartal dieses Jahres „auf höchstens 20 Prozent“ des ursprünglich vorgesehenen Volumens gekürzt, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Dadurch sollen die Verluste begrenzt werden, hieß es. Zudem verkaufte Easyjet nach eigenen Angaben elf Flugzeuge vom Typ A320 für insgesamt 130,7 Millionen Pfund (144,7 Millionen Euro).