Die Stechpalme ist der Baum des Jahres 2021. Das teilte die Silvius-Wodarz-Stiftung, die diese Auszeichnung seit 1989 jedes Jahr vergibt, am Donnerstag in Berlin mit. Der auch Walddistel oder Christusdorn genannte immergrüne Laubbaum (Ilex aquifolia) ist trotz des exotischen Namens in Europa heimisch und streng geschützt. Jüngst breitete sich das meistens relativ niedrige strauchartige Gehölz der Stiftung zufolge verstärkt wieder aus.
Stiftungspräsident Stefan Meier nannte die Stechpalme anlässlich der Verkündung „ein Paradebeispiel für gelebten Artenschutz“. Die Bestände in Deutschland hätten sich in den vergangenen 100 Jahren dank intensiver Naturschutzmaßnahmen „deutlich erholt“.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) verwies auf die Bedeutung für die Biodiversität. „Sie ist Bestandteil unseres Ziels, den Umbau unserer Wälder zu klimaangepassten Mischwäldern weiter voranzubringen“, erklärte die Ministerin, die zugleich auch Schirmherrin der Stiftung ist.
Die Stechpalme wird in der Regel nur zwei bis fünf Meter hoch und wächst traditionell im Unterholz schattiger Laubwälder. Die Blüten und Beeren dienen Bienen und Vögeln als Nahrungsquelle. Sie wächst vor allem im Nordwesten Deutschlands.
Generell ist die Stechpalme in europäischen Gegenden ohne allzu strenge Winter heimisch. Das sind insbesondere die Gebiete im Westen des Kontinents, in denen der Atlantik für ein milderes Klima sorgt. Im Zuge des Klimawandels eroberte sich das Gewächs aber jüngst auch neue Verbreitungsgebiete in Skandinavien und Polen.
Stechpalmenzweige tragen auch im Winter dunkelgrüne glänzende Blätter mit scharfen Stachelrand sowie leuchtend rote Beeren. Diese waren traditionell ein beliebter Weihnachtsschmuck. Vor rund 100 Jahren kam dieser derart in Mode, dass der Bestand der Bäume durch die Ernte akut gefährdet wurde. Daraufhin wurden schon in den 1920er Jahren spezielle Schutzmaßnahmen erlassen.
Das Holz der Stechpalme hat nach Angaben der Stiftung keine größere wirtschaftliche Bedeutung, ist aber gut geeignet für feine Drechsel-, Furnier- und Intarsienarbeiten. Auch Fans von Harry Potter dürfte es bekannt vorkommen: Der Zauberstab des jungen Magiers aus den gleichnamigen Büchern der Autorin J.K. Rowling ist aus dem harten Holz einer Stechpalme gearbeitet.
Die Silvius-Wodarz-Stiftung will mit der jährlichen Kür eines Baums auf Belange des Arten- und Naturschutzes hinweisen, aber auch Debatten über ökologischen Vor- und Nachteile einzelner Sorten anstoßen. Baum des Jahres 2020 war die Robinie. Diese ist eine erst vor rund 300 Jahren zu Zierzwecken in Europa eingeführte Art, die aber anpassungsfähig an den Klimawandel ist. Über ihre Nutzung tobt unter Experten ein Grundsatzstreit.