Eine Studie von Bochumer Wissenschaftlern hat bei der Polizei Rassismus als strukturelles Problem festgestellt. Die Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund und sogenannter People of Color sei kein vorrangig individuelles Problem einzelner Polizisten, geht aus dem am Mittwoch in Berlin vorgelegten zweiten Zwischenbericht zu einem Forschungsprojekt zur Körperverletzung im Amt durch Polizisten hervor. Vielmehr handle es sich ebenso „um ein strukturelles Problem polizeilicher Praxis“.
Die Forscher um den Bochumer Kriminologen Tobias Singelnstein erklärten aber, dies bedeute nicht, die Polizei sei in Gänze von Rassismus betroffen oder handle gezielt so. Ein strukturelles Problem sei es vielmehr, weil es sich nicht um zufällige Erscheinungen bei einzelnen Polizisten handle, sondern weil es sich auch aus den Strukturen der Organisation der Polizei ergebe.
Für die Studie vorgenommene Befragungen von Betroffenen ergaben, dass farbige Menschen häufiger in Personenkontrollen durch die Polizei gerieten als weiße. Dies führe bei den Farbigen zu der Annahme, aufgrund äußerer Merkmale und damit aufgrund rassistischer Vorurteile anders behandelt worden zu sein. Auch bei Menschen mit Migrationshintergrund gebe es hier Unterschiede, dies aber nicht so stark ausgeprägt.
Auf der anderen Seite ergab die Studie aber, dass Polizisten ihr Vorgehen häufig nicht als rassistische oder diskriminierende Ungleichbehandlung wahrnehmen. Damit gebe es hier eine Diskrepanz in der Wahrnehmung und Bewertung von Geschehen.
Die Forscher werteten die Ergebnisse ihres bereits 2018 begonnenen Projekts auch vor dem Hintergrund einer Debatte über in diesem Sommer aufgetauchte Videos von Polizeigewalt gegen augenscheinliche Zuwanderer aus. Dabei wiesen die Studienmacher aber darauf hin, dass die Auswertung zwar Aussagen über die Erfahrungen von Migranten mit Polizeigewalt zulasse. Da die Stichprobe nicht repräsentativ sei, könne aber nicht gesagt werden, ob diese Menschen häufiger von rechtswidriger polizeilicher Gewalt betroffen sind als weiße Deutsche.