Die Verschiebung von planbaren Operationen während der ersten Coronawelle hat nach Einschätzung der Techniker Krankenkasse (TK) offenbar auch zur Vermeidung unnötiger Eingriffe bei Rückenleiden geführt. Wie aus einer TK-Analyse hervorgeht, die der Nachrichtenagentur AFP am Samstag vorlag, halbierte sich im Frühjahr die Zahl der Rückenoperationen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Obwohl es nach dem Shutdown Nachholeffekte gab und wieder mehr Eingriffe am Rücken vorgenommen wurden, hätten die OP-Zahlen nicht mehr das Niveau der ersten sechs Monate des Vorjahres erreicht. Vielmehr lagen sie zwölf Prozent darunter, wie aus der Analyse von Abrechnungsdaten der Kasse hervorgeht.
„Medizinisch wirklich notwendige Rückenoperationen lassen sich in der Regel nicht nach Belieben verschieben“, erklärte Michael Überall, Präsident der Deutschen Schmerzliga und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin. Bei einem Teil der Patienten seien die Rückenbeschwerden offensichtlich auch ohne Einsatz des Skalpells zurückgegangen. Es sei bekannt, dass in vielen Fällen auch nicht-chirurgische Methoden wie beispielsweise Physiotherapie gut helfen könnten.
Gerade wenn es um Eingriffe an der Wirbelsäule geht, wird der TK zufolge in Deutschland zu viel operiert. „In neun von zehn Fällen raten die begutachtenden Schmerzzentren von einer Operation ab“, erklärte TK-Vorstandschef Jens Baas. Acht von zehn Versicherten könne die konservative Behandlung so gut helfen, dass sie dauerhaft ohne Operation auskämen. Die TK bietet ihren Versicherten seit 2010 ein Zweitmeinungsverfahren an.