Unendlicher Jubel in New York: Mit „Trump ist gefeuert!“-Sprechchören feiern am Samstag tausende Menschen in der Ostküstenmetropole den Wahlsieg von Joe Biden. In Anlehnung an Trumps berühmten Satz aus seiner TV-Sendung „The Apprentice“, in denen er den Kandidaten mitteilte „You’re fired“ (Sie sind gefeuert), feierten die New Yorker den baldigen Auszug des republikanischen Amtsinhabers aus dem Weißen Haus in Washington. Auch in der Hauptstadt strömten die Menschen auf die Straßen.
In New York, zugleich Heimatstadt des Immobilienmilliardärs Donald Trump und Hochburg der Demokraten, ist die Wut auf den Amtsinhaber besonders groß: An einem für die Jahreszeit ungewöhnlich milden Herbsttag jubelten und klatschten die Einwohner Manhattans, einige schwenkten Fahnen und andere schlugen auf Töpfe, während Autos hupten und damit den Applaus unterlegten.
Catherine Griffin weinte mit einem ihrer beiden Kinder Freudentränen. „Ich bin froh, dass Trump aus unserem Leben verschwunden ist, hoffentlich für immer“, sagte sie. „Ein wenig Normalität zurück in unserem Leben zu haben, und dass meine Kinder wieder einen anständigen Menschen an der Spitze sehen können – das macht mich einfach glücklich für diesen Tag.“
Tausende Menschen versammelten sich in verschiedenen Teilen der Metropole, vor dem Trump Tower, dem Times Square und am Columbus Circle. „Ich weiß, dass das Land fast 50/50 geteilt ist, aber ich denke immer noch, dass dies ein sehr guter Tag für die Demokratie ist“, sagte JD Beebe, ein 35-Jähriger, der in einem Online-Unternehmen arbeitet.
„Ich freue mich ehrlich gesagt darauf, nicht jeden Tag eine Achterbahn der Gefühle erleben zu müssen, angesichts dessen, was für lächerliche Dinge unsere politische Führung sagen oder was sie irgendeinem unterdrückten Teil der Gemeinschaft antun wird.“
Vom bekannten Filmemacher Spike Lee machte ein Video in den Online-Netzwerken die Runde, wie er vor Freude auf den Straßen seines Heimatbezirks Brooklyn herumsprang und Champagner-Korken knallen ließ. In einem anderen viel geteilten Video lief ein Postbeamter an einer Menge von überschwänglichen New Yorkern vorbei, die ihm applaudierten. Die US-Post war im Zuge von Trumps Behauptungen über angebliche gefälschte Briefwahlzettel besonders heftig vom Präsidenten unter Beschuss genommen worden.
„Ich habe noch nie so viel Freude in der Stadt gesehen, es ist super schön“, sagte der 23-jährige Hiram Gonzalez vor dem Trump Tower. Trump sei „ein Rassist, homophob, er ist islamfeindlich – alles, was er repräsentierte, ist gegen mich und meine Werte und wie ich erzogen wurde“, sagte der Sohn eines Einwanderers aus Mexiko. Er selbst sei nun „sehr optimistisch und inspiriert“, sehe aber „noch viel mehr Arbeit“, um eine geteilte Nation wieder aufzurichten.
„Ich bin wirklich zufrieden mit dem Ergebnis. Ich habe so viele Jahre auf diesen Tag gewartet“, sagte Jack Nugent, ein 24-jähriger Software-Ingenieur in Washington, wo mehrere tausend Menschen verschiedener Ethnien und Altersgruppen auf die Straßen gingen.
„Ich denke, es ist eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft für dieses Land, besonders für Einwanderer, die seit vier Jahren das Gefühl haben, nicht willkommen zu sein“, sagte der 28-jährige Venezolaner Rafael Contreras. Die Atmosphäre stand in völligem Kontrast zu den leeren Straßen vor vier Jahren, als die Hauptstadt mit überwältigender Mehrheit für Hillary Clinton stimmte – aber Trump die Wahl gewann.
Der Samstag war für viele ein Festtag, die sich unter Trump an den Rand gedrängt fühlten. Vor dem Weißen Haus wehten Regenbogen-Flaggen und Black-Lives-Matter-Fahnen. Der Noch-Hausherr war allerdings nicht zugegen: Während der Verkündung des Wahlsieges für Biden ging Trump seiner Lieblingsbeschäftigung nach – dem Golfen. Erst ein paar Stunden später kehrte er in seinen Noch-Amtssitz zurück.