Nervöse Anspannung statt Feierstimmung bei den Anhängern der Demokraten in Washington: Mehrere hundert Unterstützer von US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden waren am Dienstagabend (Ortszeit) in der Nähe des Weißen Hauses versammelt, um bei der Auszählung der Wählerstimmen in den USA mitzufiebern. Die anfängliche Euphorie verbunden mit der Hoffnung auf einen Erdrutsch-Sieg des Herausforderers von US-Präsident Donald Trump verflog allerdings rasch.
Denn die Zahlen zeigten schnell ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Kandidaten in vielen Bundesstaaten oder sogar einen Vorteil für Trump in wichtigen Schlüsselstaaten. Über die riesigen Bildschirmen flimmerten teils enttäuschende Ergebnisse für die Demokraten. Trotzdem zeigten sich die Anhänger tapfer – auch wenn später mit Florida einer der Schlüsselstaaten an Trump ging.
„Wir wollten Joe Biden und (seine Vize-Kandidatin) Kamala Harris unterstützen, mit der Hoffnung auf eine Feier“, sagte die 51-jährige Tammi Girgenti, eine pensionierte Staatsangestellte. „Ich bin ein bisschen enttäuscht über Florida, das ist mein Heimatstaat.“ Lachend fügte sie hinzu: „Mir geht’s gut, ein bisschen nervös und besorgt, aber ich denke, am Ende der heutigen Nacht oder morgen oder am Tag danach kann Biden (einen Sieg) erringen.“
Auch der 22-jährige Jake meinte, er gehe davon aus, dass Biden es noch herumreißen könne. Mit einigen Freunden hat er sich getroffen, um den Wahlausgang zu verfolgen: „Wir sind nicht bester Laune, aber ich weiß, dass die Briefwahl-Stimmen immer etwas später kommen und daher war ich auf eine frühe Trump-Führung eingestellt.“
Ab dem Nachmittag hatten sich viele Menschen an zwei Orten im Zentrum von Washington versammelt: Auf dem „Black Lives Matter Plaza“ in der Nähe des Weißen Hauses, dem Symbol für die Proteste im Sommer gegen Trump infolge der rassistischen Vorfälle in den USA. Andere waren auf dem McPherson Square in der Nähe versammelt.
Der übliche Platz für solche Events, der Lafayette Square, war von der Polizei abgeriegelt worden. Dutzende Polizisten standen dort am Dienstagabend, die meisten Gebäuden in dem Viertel waren aus Angst vor gewaltsamen Zusammenstößen verbarrikadiert. Spannungen zwischen den Sicherheitskräften und den Trump-Gegnern gab es aber zunächst nicht. Trump-Fans waren kaum zu sehen, nur einmal kam es kurz zu einem Gerangel.
Manche waren von weit angereist, um die historische Wahl in Washington miterleben zu können. Die Freunde Susan Ryan und Lauren Sanders, beide Autoren aus New York, hofften auf eine Siegesfeier. Sanders versicherte: „Wir werden nicht von der Straße gehen, bis wir wissen, dass Donald Trump einen friedlichen Abgang akzeptiert hat.“