Einst rühmte sich US-Präsident Donald Trump bester Kontakte in die Chefetagen der großen Unternehmen – doch drei Wochen nach seiner Wahlniederlage wird es dort einsam um den Republikaner. Mehrere Vorstände und Unternehmensverbände appellierten zuletzt an Trump, seinen Kampf gegen den Einzug von Wahlsieger Joe Biden ins Weiße Haus aufzugeben und das Ergebnis anzuerkennen. Selbst Freunde und Vertraute kehren Trump nun den Rücken.
Der US-Industrieverband etwa drängte den Präsidenten zur Eile bei der Übergabe der Amtsgeschäfte. Die nächsten zwei Monate seien entscheidend für die Bewältigung der Corona- sowie der Wirtschaftskrise, erklärte der Verband. „Wir haben keine Zeit zu verschwenden und keinen Platz für Irrtümer.“
Zumindest in diesem Punkt lenkte Trump mittlerweile ein und stimmte einer Übergabe der Regierungsgeschäfte an Biden zu. Auch sein Team habe er zur Kooperation aufgerufen. Seine Wahlniederlage räumte Trump aber nicht ein; er spricht stattdessen von angeblichem massivem Betrug, ohne hierfür Beweise vorzulegen.
Dabei hatten nach der Wahl mehrere hochrangige Wirtschaftsvertreter und Verbände Biden rasch zum Sieg gratuliert. Darunter waren der Chef der Fluggesellschaft United Airlines, Scott Kirby, und die US-Handelskammer. Doug McMilllon, Chef des Handelsriesen Walmart, sagte, er freue sich auf die Zusammenarbeit mit der Regierung.
An Rückhalt verlor der einstige Immobilienunternehmer und Reality-TV-Star Trump zuletzt selbst unter seinen bisherigen Freunden in der Wirtschaft. Einer von ihnen ist der Milliardär Steve Schwarzmann, Mitgründer der Investmentgesellschaft Blackstone. Der informelle Berater des Präsidenten sagte der Nachrichtenagentur AFP: „Das Ergebnis ist heute sehr sicher und das Land sollte nach vorne gehen.“
Er habe Trumps ökonomische Ansätze befürwortet, betonte Schwarzmann. Nun aber sei er bereit, Biden bei der Wiederbelebung der US-Wirtschaft nach der Corona-Krise zu unterstützen – „wie viele andere in Wirtschaftskreisen“.
Auch General Motors (GM) ging am Montag deutlich auf Distanz zu Trump. Der Autobauer entzog dem abgewählten Präsidenten die Unterstützung in einem Rechtsstreit gegen die Verschärfung der Emissionsstandards im Bundesstaat Kalifornien. Zugleich stellte sich GM-Chefin Mary Barra hinter Bidens Pläne, die Elektromobilität in den Vereinigten Staaten massiv auszubauen.
Weitere Unternehmen drängten zu einem Neustart in der US-Politik. Bidens künftige Regierung benötige „Überparteilichkeit“, um die ökonomischen Herausforderungen anzupacken, forderte der Hotel- und Gaststättenverband AHLA. Der Verband appellierte zudem an Regierung und Kongress, den Streit um ein neues Corona-Hilfspaket beizulegen. „Wir leiden alle“, erklärte AHLA-Präsident Chip Rogers.
Manche Wirtschaftsführer stellten sich sogar noch deutlicher hinter Biden – und schraubten zugleich die Erwartungen an den künftigen Präsidenten nach oben. So rief der Präsident der US-Handelskammer, Tom Donohue, Trump dazu auf, die Regierungsübergabe „keinen Moment länger“ aufzuschieben. Lob hatte er dagegen für Biden übrig: Dieser verfüge zusammen mit seinem Team über „reichhaltige Regierungserfahrung“ – damit könne es „voll durchstarten“.