Viele Gesundheitsämter in Deutschland sind einer Umfrage der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ zufolge überlastet und können zumindest mit ihrem gewöhnlichen Personal ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen. Beispielsweise hätten in Baden-Württemberg aktuell ein Drittel aller Gesundheitsämter Überlastung angezeigt, berichtete die Zeitung. Mehr als die Hälfte der dortigen Gesundheitsämter hätten Hilfe durch die Bundeswehr beantragt.
Die Zeitung hatte nach eigenen Angaben alle Landesgesundheitsministerien zu Lage der Gesundheitsämter befragt. Demnach nehmen in Rheinland-Pfalz „nahezu alle Gesundheitsämter“ Hilfe durch andere Landesbedienstete in Anspruch, weil sie es allein nicht mehr schaffen. In Berlin könne die Hälfte der zwölf Gesundheitsämter Fälle nur noch verzögert bearbeiten, die andere Hälfte gar „stark verzögert“.
In Thüringen werden dem Bericht zufolge sechs von 22 Gesundheitsämtern von der Bundeswehr unterstützt; Sachsen-Anhalt meldet „Probleme in mehreren Gesundheitsämtern“.
Die Ämter sind unter anderem dafür zuständig, Kontaktpersonen von Corona-Infizierten ausfindig zu machen und in Quarantäne zu schicken. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, betonte im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, um die Corona-Pandemie einzudämmen, „bleibt die Kontaktnachverfolgung ganz zentral“.
Werde auf die Kontaktnachverfolgung verzichtet, „würden wir ein Stück weit vor dem Virus kapitulieren“, warnte Dedy. „Einen solchen Strategiewechsel kann ich nicht befürworten.“
Wo Gesundheitsämter wegen besonders hoher Infektionszahlen nicht mehr alle Kontakte zeitnah nachverfolgen könnten, müssten vorübergehend Prioritäten gesetzt werden. „Das heißt, sich auf bestimmte Schwerpunkte von Kontakten zu konzentrieren, zum Beispiel auf das Personal von Krankenhäusern oder Pflegeheimen.“
Dedy appellierte an die Bürger, sich bei Verdacht auf Corona oder einem positivem Testergebnis sofort selbst in Quarantäne zu begeben. „Niemand muss dafür auf den Anruf vom Gesundheitsamt warten.“