Wirtschaftswachstum im dritten Quartal kräftiger als zunächst geschätzt

Symbolbild: Wirtschaftliche Entwicklung - Bild: LittleIvan via Twenty20
Symbolbild: Wirtschaftliche Entwicklung - Bild: LittleIvan via Twenty20

Deutschlands Wirtschaft ist im dritten Quartal kräftiger gewachsen als zunächst geschätzt: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Juli bis September insgesamt um 8,5 Prozent zum Vorquartal zu, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte. Es korrigierte seine erste Schnellmeldung von Ende Oktober damit um 0,3 Prozentpunkte nach oben. 

Mit dem Wachstum im dritten Quartal konnte die deutsche Wirtschaft demnach einen großen Teil des durch die Corona-Pandemie bedingten massiven Rückgangs des BIP im zweiten Quartal 2020 wieder aufholen. Allerdings lag das preis-, saison- und kalenderbereinigte BIP von Juli bis September noch immer um 4,0 Prozent niedriger als im vierten Quartal 2019, dem Quartal vor der Corona-Krise.

Auf die „massiven Rückgänge fast aller Verwendungsbereiche“ im zweiten Jahresquartal allerdings folgten im dritten Quartal laut dem Bundesamt teilweise zweistellige Wachstumsraten. Insbesondere die um 10,8 Prozent gestiegenen privaten Konsumausgaben sowie um 16 Prozent höhere Investitionen in Ausrüstungen wie Maschinen, Geräte und Fahrzeuge trugen demnach zum insgesamt deutlichen Quartalszuwachs der Wirtschaftsleistung bei. 

Die bereinigte Bruttowertschöpfung lag von Juli bis September um acht Prozent über dem Vorquartal. Auch der deutsche Außenhandel erholte sich den Angaben zufolge deutlich: Im dritten Quartal exportierte die Bundesrepublik gut 18 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen als von April bis Juni. Die Importe stiegen um gut neun Prozent. Gleichwohl erreichten sowohl Außenhandel als auch Nachfrage und Investitionen noch nicht wieder das Vorkrisenniveau, wie die Statistiker betonten.

„Im Trend dürfte sich die Wirtschaftserholung in den kommenden Quartalen fortsetzen“, auch wenn die zweite Corona-Infektionswelle zu einem „Dämpfer“ führe, erklärte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien. Er erwartete zwar, dass das Wirtschaftswachstum zum Jahresende zum Erliegen kommen oder das BIP sogar leicht schrumpfen könne. Selbst bis in den Januar anhaltende Beschränkungen „dürften die Wirtschaft allerdings deutlich weniger belasten als der erste Lockdown im Frühjahr“.

„Anders als damals federt die Erholung im Verarbeitenden Gewerbe die unvermeidlichen Umsatzeinbrüche in den Dienstleistungsbranchen diesmal weitgehend ab“, erklärte die staatliche Förderbank KfW. Sie erwartete einen BIP-Rückgang um knapp ein Prozent im vierten Quartal und um 5,3 Prozent im Gesamtjahr. Im Folgejahr 2021 werde die deutsche Wirtschaftsleistung dann voraussichtlich um vier Prozent wachsen und zum Jahresende das Vorkrisenniveau erreichen.

Wenig optimistisch äußerte sich am Dienstag der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang. „Sowohl die Folgen der ersten Krisenmonate als auch die aktuell hohen Infektionszahlen stellen die wirtschaftliche Erholung auf die Probe“, erklärte er. EU-weite Rückgänge der Industrieproduktion „gefährden die wirtschaftliche Gesundung, gerade auch der stark vernetzten deutschen Wirtschaft“. Die grenzübergreifende Nachfrage müsse weiter gestärkt werden, forderte Lang.

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