Die niedergelassenen Ärzte warnen vor dem Gebrauch von Corona-Selbsttests durch medizinische Laien. Dadurch steige das Risiko fehlerhafter Negativ-Ergebnisse und damit die Gefahr durch Super-Spreader, die sich dann „in trügerischer Sicherheit wiegen“, erklärte der NAV-Virchowbund am Freitag in Berlin. Er wandte sich damit gegen eine durch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgenommene Neuregelung.
„Abstriche auf das Coronavirus können nur durch geschultes Fachpersonal durchgeführt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die hohe Sensitivität, die den Antigen-Schnelltests bescheinigt wird, auch tatsächlich erreicht wird“, erklärte Virchowbund. Fehlerhafte Selbstabstriche „gefährden Menschenleben, anstatt sie zu schützen“.
Der Ärzteverband sieht nach eigenen Angaben die Gefahr, dass Selbsttests „die momentan lebenswichtigen Kontaktbegrenzungen“ unterlaufen könnten, weil Menschen mit negativem Test sich an die Regeln nicht mehr gebunden fühlen. „Die Maxime heute lautet: Kontakte begrenzen, Kontakte begrenzen, Kontakte begrenzen“, hob der Virchowbund hervor.
„Tagtäglich verzeichnen wir hunderte von Toten“, erklärte der Bundesvorsitzende Dirk Heinrich. „Das sind keine anonymen Ziffern in einer Statistik, sondern konkrete Personen, die alle Weihnachten nicht mehr erleben werden.“
Bundesgesundheitsminister Spahn hatte die seit Freitag geltende neue Verordnung zu den Selbsttests am Morgen im ZDF verteidigt. Demnach sollen sich insbesondere Lehrer und Erzieher nun selbst mit Schnelltests auf das Coronavirus testen können. Dies sei nur ein Angebot, „ich habe ja nicht gesagt, alle müssen das umsetzen“, sagte dazu Spahn. Die Neuregelung stößt auch bei vielen Pädagogen auf scharfe Kritik.
Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland wurde am Morgen vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 23.449 innerhalb von 24 Stunden angegeben, rund 640 mehr als eine Woche zuvor. Die Zahl der Todesfälle in Verbindung mit einer Corona-Infektion blieb ebenfalls sehr hoch. Sie stieg innerhalb eines Tages um 432 auf nun insgesamt 18.034.