Äthiopien gewährt der UNO für Hilfslieferungen vollständigen Zugang zur umkämpften Region Tigray im Norden des Landes. Die Regierung in Addis Abeba unterzeichnete ein entsprechendes Abkommen, das die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch einsehen konnte. Demnach wird den UN-Helfern uneingeschränkter Zugang zur Versorgung der bedürftigen Bevölkerung in den von der Regierung kontrollierten Gebieten in Tigray gewährt.
Die UNO warnt seit Wochen vor einer humanitären Katastrophe in der Region, in der Anfang November Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Einheiten der bisher in Tigray regierenden Volksbefreiungsfront TPLF aufflammten. Die Kämpfe zwangen zehntausende Menschen zur Flucht innerhalb Äthiopiens oder ins Nachbarland Sudan.
Schon vor Beginn der Kämpfe waren in Tigray laut UNO rund 600.000 Menschen von der Lebensmittelversorgung über Hilfslieferungen abhängig. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) verweist auf gravierende Mängel bei der medizinischen Grundversorgung, die UNO sieht die Knappheit von Lebensmitteln, Treibstoff und Bargeld mit Sorge.
Anfang November hatte der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed Truppen in die abtrünnige Region im Norden des Landes entsandt. Am vergangenen Samstag hatte er die Einnahme der Regionalhauptstadt Mekele verkündet. Die TPLF kündigte jedoch an, sie werde den Kampf fortsetzen.
Die TPLF dominierte drei Jahrzehnte lang die Politik des ostafrikanischen Landes, bevor der aktuelle äthiopische Regierungschef Abiy 2018 an die Macht kam. Sie erkennt Abiy, der im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, nicht an.