Argentinien erlaubt in historischer Entscheidung Schwangerschaftsabbruch

Frau beim Frauenarzt - Bild: wiesmannnn via Twenty20
Frau beim Frauenarzt - Bild: wiesmannnn via Twenty20

In einer historischen Senatsabstimmung hat Argentinien  Schwangerschaftsabbrüche legalisiert. Nach einer zwölfstündigen Debatte stimmten am Mittwochmorgen in Buenos Aires 38 Senatoren für eine entsprechende Gesetzesreform, 29 dagegen, einer enthielt sich. Anders als in den meisten anderen südamerikanischen Ländern dürfen Frauen im katholischen Argentinien damit bis zur 14. Schwangerschaftswoche abtreiben.

Vor dem Parlamentsgebäude feierten tausende Unterstützer der Legalisierung von Abbrüchen die Entscheidung und hielten grüne Halstücher in die Höhe, die in den vergangenen Jahren zu einem Symbol für das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche geworden waren. „Nach so vielen Versuchen und Jahren des Kampfes, die uns Blut und Leben gekostet haben, schreiben wir heute endlich Geschichte“, sagte die 41-jährige Psychologin Sandra Lujan der Nachrichtenagentur AFP. „Heute hinterlassen wir einen besseren Ort für unsere Kinder.“

Doch nicht nur Jubel brach vor dem Parlament aus: Vor der Volksvertretung demonstrierten auch tausende Abtreibungsgegner, die die Entscheidung mit großer Enttäuschung aufnahmen. Der Ausgang der Abstimmung war bis zuletzt unklar, weil die Frage die argentinische Gesellschaft über Parteigrenzen hinweg spaltet. Auch einige Abgeordnete der Regierungskoalition im Senat waren gegen eine Legalisierung.

„Sichere, legale und kostenlose Schwangerschaftsabbrüche sind jetzt Gesetz“, erklärte der linksgerichtete Präsident Alberto Fernández, der den Gesetzesvorschlag eingebracht hatte. Der Staatschef hatte sich schon im Wahlkampf im vergangenen Jahr für eine Legalisierung ausgesprochen, die Frauenrechtsaktivisten in Argentinien bereits seit Jahren fordern. „Heute sind wir eine bessere Gesellschaft, die die Rechte von Frauen stärkt“, schrieb der Präsident auf Twitter. 

Das Thema Schwangerschaftsabbruch hatte im Heimatland von Papst Franziskus seit Jahren für heftige Debatten und Proteste gesorgt. Ein ähnlicher Gesetzestext war im Senat vor zwei Jahren unter dem Druck der katholischen Kirche abgelehnt worden. Ohne auf die anstehende Entscheidung in Argentinien Bezug zu nehmen, hatte Franziskus kurz vor dem Votum auf Twitter die Bedeutung allen Lebens betont – und damit nach Ansicht der Gegner der Reform seine Missbilligung für das Vorhaben kundgetan.

Argentinien mit seinen rund 45 Millionen Einwohnern wird damit das größte Land Lateinamerikas, in dem Schwangerschaftsabbrüche erlaubt sind. Bisher hatten nur Uruguay, Kuba und Guyana diesen Eingriff erlaubt. In Mexiko ist er in einzelnen Bundesstaaten legal. 

In anderen Ländern Lateinamerikas stehen auf Schwangerschaftsabbrüche harte Strafen. In El Salvador, Honduras oder Nicaragua können Frauen sogar wegen Fehlgeburten ins Gefängnis kommen.

In Argentinien waren Schwangerschaftsabbrüche seit Anfang der 1920er Jahre verboten und wurden mit bis zu vier Jahren Gefängnis bestraft. Ausnahmen waren nur nach Vergewaltigungen zulässig oder wenn das Leben der Mutter in Gefahr war. Die Regierung schätzt, dass in Argentinien bisher jährlich 370.000 bis 520.000 Frauen illegale Abtreibungen vornehmen ließen.

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