Grünen-Chefin Annalena Baerbock hat mit Blick auf den Anfang der Corona-Pandemie nicht nur den Regierenden Fehler vorgeworfen, sondern auch eigene Versäumnisse eingeräumt. Im ARD-„Morgenmagazin“ sagte Baerbock am Montag auf die Frage, wofür sie um Verzeihung bitte: „Dass auch wir als Grüne, dass auch ich die Dramatik in den Krankenhäusern am Anfang nicht noch stärker thematisiert haben.“ Sie verwies auf hunderttausende fehlende Pflegestellen.
„Was wir jetzt erleben, dass Krankenhäuser kollabieren, weil es nicht genug Pflegekräfte gibt, das ist ja nicht erst seit Corona bekannt“, sagte Baerbock, die zu ihrem persönlichen Jahresrückblick befragt wurde. Im Gesundheitssystem „wirklich etwas anders zu machen, mehr auf Vorsorge, auf Vorausschau zu achten, das hätte man schon vor ein paar Jahren anders machen müssen, auch wir Grüne“.
Den Regierungen in Bund und Ländern warf sie vor, dass sie nicht schon ganz am Anfang der Pandemie klare Prioritäten gesetzt hätten. Die Schutzbedürftigsten hätten „wirklich unter besonderen Schutz gestellt werden müssen, sagte die Grünen-Vorsitzende und nannte als Beispiele: „Dieses ‚Wir schließen jeden Spielplatz‘ war wirklich fatal für Kinderseelen, auf der anderen Seite in den Pflegeheimen, dass Menschen ohne Sterbebegleitung gestorben sind.“
Für die Pflegeheime habe sich die Lage verbessert, Besuche seien wieder möglich. Aber die Schulen gingen jetzt in die vierten Ferien seit Beginn der Pandemie „und wieder passiert nichts“. Baerbock kritisierte: „Das ist aus meiner Sicht fatal, da hätte man wirklich die Zeit nutzen müssen, um zum Beispiel Luftfilter konsequent einzubauen“.
Sie verwies auch auf die Probleme bei der Beschaffung von Masken oder Schutzkleidung für Krankenhäuser am Anfang der Pandemie. „Dieses ‚Immer nur auf Sicht fahren‘ hätte anders laufen müssen“, sagte Baerbock.