Bätzing: Corona neben Klimawandel „größte humanitäre Krise“ seit langem

Georg Bätzing - Bild: Bistum Limburg
Georg Bätzing - Bild: Bistum Limburg

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat in seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag den Ursprung von Weihnachten als „Fest der Menschenwürde“ betont. In dem Zusammenhang ging Bätzing am Freitag auf die Corona-Pandemie und die Flüchtlingskrise, aber auch auf das Thema Missbrauch ein. „Corona und seine lebensbedrohliche Ausbreitung berührt die Würde“, sagte er. Die Pandemie sei neben dem Klimawandel „wohl die größte humanitäre Krise weltweit seit vielen Jahrzehnten“.

Die Corona-Krise sei auch deshalb so gravierend, weil sie „international die Diskrepanz der Lebensverhältnisse und Überlebenschancen von Menschen verschärft“. Den Umgang mit Flüchtlingen nannte Bätzing „für Europa wahrlich eine Schande“. 

Den Brand im Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos im Spätsommer bezeichnete er als „eine Verzweiflungstat Geflüchteter, die hier unter unwürdigen Bedingungen zusammengepfercht ohne Aussicht auf Veränderung leben“. Er kritisierte in seiner Predigt, dass Europa nicht zu einer gemeinsamen Asylpolitik finde „als einzig richtige Antwort auf die weltweite Migration“. 

Bätzing verwies auch auf die Anschläge des zu Ende gehenden Jahres. „Hanau, Nizza, Paris, Koshobe in Nigeria, Kabul, Wien, zuletzt Trier, diese Orte stehen für grausame Bluttaten, die Menschen Würde und Leben raubten.“ Der Limburger Bischof weiter: „Und wir erleben wie gebannt, dass fremdenfeindliche, antisemitische, islamistische, rechts- und linksextreme Gewalt weltweit zunimmt.“ Minderheiten wie die Rohingya in Myanmar oder die Uiguren in China und vielerorts Christinnen und Christen würden wegen ihres Bekenntnisses bedroht, vertrieben und ermordet.

Als weitere Beispiele zum Thema fehlender Menschenwürde nannte Bätzing den Anstieg der häuslichen Gewalt vor allem gegen Frauen und Kinder im Zuge der Corona-Krise. Er sagte weiter: „Pädokriminelle Verbrechen wie der Missbrauchskomplex von Münster offenbaren ein Ausmaß des Grauens, das sogar erfahrene Ermittler schockiert.“ 

Zum Missbrauch in der Kirche sagte Bätzing, dieser sei „so lange nicht Vergangenheit, wie Betroffene körperlich und seelisch davon schwer gezeichnet unter uns leben und sich selbst als ‚Überlebende‘ bezeichnen“. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz fügte hinzu: „Sexueller Gewalt als weit verbreitetem Phänomen in unserer Gesellschaft wagen wir noch gar nicht ernsthaft ins Auge zu blicken.“

„Weihnachten ist das Fest der Menschenwürde für alle Gotteskinder dieser Erde“, sagte Bätzing zum Ende seiner Predigt. „Aber diese Würde wird nur groß, wenn wir dem Licht der Welt die Chance geben, auch die Dunkelheiten in uns selbst auszuleuchten.“

Zuletzt war wegen Vertuschungsvorwürfen in einem Missbrauchsfall der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki unter Druck geraten. Woelki hatte eingeräumt, 2015 Missbrauchsvorwürfe gegen einen mittlerweile verstorbenen Priester nicht nach Rom weitergemeldet zu haben.

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