Barmer: Großes Potenzial in der Pflege durch bessere Arbeitsbedingungen

Symbolbild: Pflege
Symbolbild: Pflege

Durch weniger kraftraubende Arbeitsbedingungen könnte in großem Umfang zusätzliches Pflegepersonal mobilisiert werden. Nach dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Barmer-Pflegereport hätte Deutschland „auf einen Schlag 26.000 Pflegekräfte mehr, wenn die Arbeitsbedingungen und damit auch die Gesundheit der Pflegerinnen und Pfleger besser wären“. Wenn das Pflegepersonal nicht überdurchschnittlich häufig krank wäre oder frühverrentet werden müsste, könnten 50.000 Pflegebedürftige zusätzlich versorgt werden.

Pflegekräfte sind deutlich häufiger krank und werden öfter frühverrentet als viele andere Berufstätige. Zwischen 2016 und 2018 waren der Studie zufolge 8,7 Prozent aller Hilfskräfte und 7,2 Prozent der Fachkräfte in der Altenpflege krankgeschrieben. In anderen Berufen lag der Krankenstand im Schnitt bei 5,0 Prozent. Das entspricht einem Unterschied von bis zu 73 Prozent.

Jede krankgeschriebene Altenpflegefachkraft fehlte in diesem Zeitraum im Schnitt 18,6 Tage und damit 40 Prozent länger als Beschäftigte in sonstigen Berufen mit durchschnittlich 13,3 Fehltagen. Altenpflegehilfskräfte waren sogar im Schnitt 20,2 Tage krank. Allein Rückenschmerzen verursachten bei Altenpflegern knapp 96 Prozent und bei Hilfskräften etwa 180 Prozent mehr Fehltage als in anderen Berufen.

„Die Pflegeberufe sind so kraftraubend, dass überproportional viele Berufstätige in der Pflege nicht bis zur Rente durchhalten“, kritisierte Barmer-Chef Christoph Straub. Das führe zu einer gefährlichen Abwärtsspirale. Wenn Pflegekräfte erkrankten oder in den vorzeitigen Ruhestand gingen, müssten die verbliebenen Kollegen das zusätzlich auffangen, womit für diese die Belastung und die gesundheitlichen Risiken stiegen.

„Dieser Teufelskreis muss dringend durchbrochen werden“, forderte Straub. Die Pflegeberufe müssten „deutlich arbeitnehmerfreundlicher werden“. Bessere Arbeitsbedingungen zeichneten sich aber nicht nur durch eine angemessene Vergütung aus, sondern vor allem durch möglichst planbare und familienfreundliche Arbeitszeiten, betonte der Kassenchef.

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